In: Home > News > Friedensabkommen für den Sudan unterzeichnet
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 31. August 2020
Demonstrationen vor der Universität von Zalingei in West-Darfur. Foto: United Nations Photo via Flickr CC BY-NC-ND 2.0.
Nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens für den
Sudan fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) eine schnelle Umsetzung des Vertrages und mehr Schutz und
Gerechtigkeit für die Überlebenden des
Völkermordes. "Besonders in Darfur ist die Sicherheitslage
katastrophal. Überlebende des Genozids warten bislang
vergeblich auf die Rückgabe ihres geraubten Landes und eine
Bestrafung der Verantwortlichen für ihre gewaltsame
Vertreibung", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag
in Göttingen. Allein im Juli 2020 hätten Milizen in
Darfur mehr als 100 Angehörige der Zivilbevölkerung
getötet. Viele der Ermordeten seien erst kürzlich aus
Flüchtlingslagern in ihre Dörfer zurückgekehrt,
nachdem man ihnen dort fälschlich Sicherheit versprochen
hatte. "Ohne Sicherheit und Gerechtigkeit wird es keinen
dauerhaften Frieden geben", warnte Delius.
In einem heute in der südsudanesischen Hauptstadt Juba
unterzeichneten Friedensvertrag erklären die sudanesische
Regierung und die bedeutendsten Widerstandsgruppen in Darfur den
seit dem Jahr 2003 andauernden Bürgerkrieg im Westen des
Landes für beendet. Das Abkommen soll auch Frieden in den
umkämpften Gebieten in Süd-Kordofan und der Provinz
Blauer Nil sichern helfen. Das detaillierte Vertragswerk baut auf
einer grundsätzlichen Friedensvereinbarung auf, die die
Vertragsparteien am 11. September 2019 unterzeichnet hatten. Nach
zehn Monaten zusätzlicher Verhandlungen hat man sich auf
grundlegende Regeln der Sicherheit, der Machtaufteilung, des
Umgangs mit Rohstoffen, der Gerechtigkeit und der Rückkehr
der Flüchtlinge verständigt.
Die Umsetzung des Friedensvertrages werde eine enorme
Herausforderung sein, warnte die GfbV. Gerechtigkeit auf dem
Papier zu versprechen sei nur ein erster, wenn auch wichtiger
Schritt. Die Verantwortlichen der Rapid Support Forces (RSF)
für ihre Verbrechen an der Zivilbevölkerung vor Gericht
zur Rechenschaft zu ziehen, werde eine ungleich
größere Herausforderung. "Die RSF-Miliz ist für
den gewaltsamen Tod tausender Zivilisten verantwortlich. Die
inzwischen in die sudanesische Armee integrierte Miliz gilt als
Sammelbecken der in Darfur gefürchteten
Janjaweed-Reitermilizen. Sie sind für die Vertreibung von
2,5 Millionen Menschen und den Tod von mehreren hunderttausend
weiteren verantwortlich", erinnert Delius. Ihr langjähriger
Befehlshaber Mohamed Hamdan (genannt Hemeti) war bei den
Verhandlungen Leiter der Regierungsdelegation.
Der seit Monaten tobende Streit um eine Überstellung des
steckbrieflich gesuchten früheren Staatschefs Omar Hassan
al-Bashir an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag
mache aber deutlich, wie sehr der Sicherheitsapparat jede
Aufarbeitung der Völkermordverbrechen sabotiere, warnte
Delius. Nach UN-Angaben sollen dem Genozid im Westen des Sudan
mindestens 400.000 Menschen zu Opfer gefallen sein. Doch die
tatsächliche Zahl der Todesopfer sei deutlich höher,
erklärte die Menschenrechtsorganisation.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/160407de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160112de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150311de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-delius.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-ibra.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-mande.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Sudan