In: Home > News > Sudan: Vergessenes Flüchtlingsdrama. Milizen terrorisieren Bevölkerung in Darfur - Zwölf Tote bei Überfällen und Protesten
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Bozen, Göttingen, 12. Januar 2016
Eine vertriebene Frau sitzt auf einem Bett neben den Überbleibseln ihres Hauses in Khor Abeche (Süd-Darfur), wo Milizen der RSF ein Camp für Binnenflüchtlinge niedergebrannt haben. Foto: © ENOUGH Project / Flickr.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert
einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung im Westen des
Sudan vor Überfällen durch staatlich kontrollierte
Milizionäre der Rapid Support Forces (RSF). "Die
UNAMID-Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der
Afrikanischen Union, aber auch der Weltsicherheitsrat müssen
zur Kenntnis nehmen, dass die Bevölkerung in Darfur von den
Milizen terrorisiert wird, und sie besser schützen. Ohne
Sicherheit werden die Hundertausenden in Camps lebenden
Flüchtlinge nicht in ihre zerstörten Dörfer
zurückkehren können und es wird auch keinen dauerhaften
Frieden in Darfur geben", erklärte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.
Am Sonntag waren bei einem Überfall der RSF auf das Dorf
Mouli (Bundesstaat West Darfur) neun Menschen getötet
worden. Bei der Beerdigung der Opfer kam es am Montag in der
Provinzhauptstadt El Geneina zu öffentlichen Protesten gegen
die anhaltende Gewalt. Polizisten und Soldaten schlugen die
Demonstration blutig nieder. Drei Dorfbewohner wurden erschossen
27 Menschen verletzt. Nachdrücklich forderte die GfbV eine
unabhängige Untersuchung der Übergriffe und eine
Bestrafung der Verantwortlichen.
Die RSF unterstehen förmlich dem Nationalen Geheimdienst
NISS. "Sudans Regierung ist sowohl verantwortlich für die
Überfälle der RSF, als auch für den
übermäßigen Einsatz von Gewalt durch Polizisten
und Soldaten", berichtete Delius. Jede Woche kommt es zu
Überfällen der RSF auf Dorfbewohner oder Insassen von
Flüchtlingslagern. Vor allem Vergewaltigungen von Frauen
durch Milizionäre sind weit verbreitet. "In großen
Teilen Darfurs herrscht ein Klima der Rechtslosigkeit und
Furcht", sagte Delius. "Raub, Entführungen und
willkürliche Beschlagnahmungen schüren unter der
Zivilbevölkerung Angst und Schrecken."
Ungeachtet der mangelnden Sicherheit dringt die Regierung des
Sudan auf eine Auflösung der Flüchtlingslager, in denen
mindestens 1,7 Millionen Menschen leben. Sudans
Vizepräsident Hassabo Abdel-Rahman kündigte am 28.
Dezember 2015 an, dass alle Camps von Binnenflüchtlingen im
Jahr 2016 geschlossen würden, da "Darfur sich vollkommen vom
Krieg erholt" habe und nun nach "Stabilität und Entwicklung"
strebe. Die Selbsthilfeorganisation der Flüchtlinge "Darfur
Displaced and Refugees Association" lehnt eine erzwungene
Rückkehr der Vertriebenen in ihre Dörfer ab, da es
keine Sicherheit in Darfur gibt. "Doch die sudanesischen
Behörden drängen auf eine schnelle Auflösung der
Lager, um fälschlich den Eindruck von Frieden zu erwecken",
kritisierte Delius und warnte: "Eine gewaltsame Auflösung
der Camps wird nur neue Konflikte auslösen und nicht zu
einem dauerhaften Frieden im Westen des Sudan beitragen."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150311de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140408de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140318de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140107de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-delius.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-ibra.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-mande.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Sudan
| www.savedarfur.org |
www.hrw.org/reports/2015/02/11/mass-rape-darfur