In: Home > News > Vor 25 Jahren: Nigeria lässt prominenten Shell-Kritiker hinrichten
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Bozen, Göttingen, 5. November 2020
Eine ethnische Karte Nigerias.
Zum 25. Todestag des Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten Ken
Saro-Wiwa am 10. November 1995 fordert die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV), die Umweltkatastrophe im Nigerdelta
endlich wirksam zu bekämpfen. Das durch
Öl-Förderung ausgelöste Desaster bedrohe noch
immer die dort lebenden indigenen Völker. "Ken Saro-Wiwa
kämpfte unermüdlich, um die Bedrohung der Ogoni und
anderer indigener Völker weltweit bekannt zu machen. Ein
Vierteljahrhundert nach seiner Hinrichtung ist seine Botschaft
aktueller denn je. Denn Nigerias Politik und die Öl-Konzerne
versagen beim Schutz der Umwelt und der Menschen im Nigerdelta",
erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in
Göttingen. "Mit seinem Engagement für
Unternehmensverantwortung war Ken Saro-Wiwa seiner Zeit weit
voraus - er war sozusagen einer der Vordenker des heutigen
Lieferkettengesetzes", sagte Delius.
Rund 300 leckgeschlagene Pipelines und andere
Öl-Unfälle werden im Nigerdelta Jahr für Jahr
registriert. Sie bedrohen massiv das Leben der indigenen
Völker, die einen Großteil der 6,5 Millionen Menschen
im Delta stellen. Viele leben vom Fischfang - rund 30.000 von
ihnen mussten die Fischerei aufgrund der Verseuchung des Wassers
mit Ölrückständen aufgeben. Auch die Boden- und
Luftverschmutzung aufgrund der Ölförderung oder des
Abfackelns von Gas hat katastrophale Ausmaße angenommen.
"Die dramatischen ökologischen, gesundheitlichen und
sozialen Folgen haben die Vereinten Nationen und
Nichtregierungsorganisationen in zahllosen Studien dokumentiert.
Doch Öl-Konzerne und Nigerias Regierung stehlen sich aus der
Verantwortung. Sie überlassen die Opfer der Plünderung
der Ressourcen ihrem Schicksal", kritisiert Delius. Korruption,
Vetternwirtschaft und Machtmissbrauch prägten leider auch 25
Jahre nach Ken Saro-Wiwas Tod noch immer Nigerias
Öl-Politik. Denn die Geschäfte mit dem Öl seien
sehr einträglich. So beziehe das Land mehr als 65 Prozent
seiner Staatseinnahmen aus der Öl-Förderung und 88
Prozent seiner ausländischen Devisen aus dem Export des
Rohstoffs.
Die GfbV unterstützt die 500.000 Ogoni und andere indigene
Völker des Nigerdeltas seit mehr als 30 Jahren. Auch mit Ken
Saro-Wiwa und seinen Nachfolgern arbeitete sie eng zusammen, um
auf die dramatische Lage der Indigenen im Delta aufmerksam
machen. Besonders im Fokus stand dabei der Shell-Konzern und
seine Kooperation mit Nigerias Diktator Sani Abacha. Dieser
ließ Ken Saro-Wiwa und einige Gleichgesinnte nach einem
Willkürprozess hinrichten. Als der Streit in den Jahren 1995
und 1996 eskalierte, ließ Shell die
Menschenrechtsorganisation sogar ausspionieren.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200611de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170529de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160601de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160413de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160120de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/151229de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/151118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150413de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150217de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nigeria-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Saro-Wiwa
| https://de.wikipedia.org/wiki/Nigeria