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Bozen, Göttingen, 18. November 2020
Zwei Frauen vor den Särgen der Opfer von Srebrenica. Foto: GfbV-Archiv.
Am 21. November 1995, unterzeichneten die Konfliktparteien des
Bosnien-Krieges in Dayton, Ohio, ein Friedensabkommen. Obwohl das
Abkommen die Aggression Serbiens und Montenegros und damit den
blutigen Krieg beendete, ist seine Bilanz nach 25 Jahren
ernüchternd, wie die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) heute berichtet. "Die Konstruktionsfehler des
Abkommens beeinträchtigen die Entwicklung Bosniens bis
heute", kritisiert Jasna Causevic, GfbV-Referentin für
Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. "Es hat die
Spaltung des Landes entlang ethnischer Linien zementiert und eine
serbische Einfluss-Sphäre geschaffen, die die
Stabilität der gesamten Region bedroht." Der 1995 vom Westen
initiierte, ungerechte Frieden habe dem Land keine
Zukunftsperspektiven gegeben. Bei den Kommunalwahlen am 15.
November 2020 haben die nationalistischen und ethnisch-dominanten
Parteien etwas von ihrer Macht eingebüßt. Trotz dieses
Hoffnungsschimmers stehe Bosnien noch immer am Rande eines neuen
Konfliktes.
Mit der Anerkennung der "ethnisch gesäuberten" Republik
Srpska als eigenständige serbische Entität sei den
Kriegstreibern fast die Hälfte des bosnischen Territoriums
überlassen worden. "Durch die Verfassung, die in Dayton
vorgezeichnet wurde, kann die Republik Srpska alle bitter
nötigen, umfassenden Reformen in Bosnien effektiv
blockieren", erklärt Causevic. "Die notwendigen Fortschritte
des Landes auf dem Weg zum EU- und NATO-Beitritt scheitern
genauso oft an dieser politischen Sabotage, wie am mangelnden
politischen Willen in Bosnien". Reformen seien vor allem in den
Bereichen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie in der
öffentlichen Verwaltung notwendig. Auch in der
Bekämpfung von Korruption und organisierter
Kriminalität bestünden große Defizite. Zudem
versuchten die Nachbarländer Serbien und Kroatien weiterhin,
die Souveränität Bosniens zu untergraben.
Um Reformen, Stabilität und dauerhafte Versöhnung zu
ermöglichen, seien entschlossene Schritte durch die
internationale Gemeinschaft erforderlich. "Besonders wichtig
wäre es, die finanzielle und politische Unterstützung
neu auszurichten. Sie sollten stärker die lokale Ebene und
die Zivilgesellschaft fördern", so Causevic. "Zudem
müssen Völkermordleugnung und die Verherrlichung
verurteilter Kriegsverbrecher unter Strafe gestellt
werden."
Die GfbV veröffentlicht zum 25 Jahrestag von Dayton ein
Memorandum, das die Entstehung des Abkommens nachzeichnet, seine
Defizite analysiert und klare Forderungen an die Europäische
Union und die internationale Gemeinschaft formuliert.
Internationale Fachleute beziehen darin Stellung zu den
umfassenden Problemen und ihre Auswirkungen auf die heutige
Zeit.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201113de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120710de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110720de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110526de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100709de.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/hauser.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/mladic-leone-de.html
in www: www.icty.org | www.iccnow.org | www.ohr.int