In: Home > News > Krimtataren unter russischer Besatzung: Russische Propaganda bei krimtatarischen Schulkindern
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Bozen, Göttingen, 13. April 2022
Moschee Dzuma-Dzami in Jewpatorija auf der Halbinsel Krim. Foto: A.Savin, WikiCommons.
In Schulen auf der von Russland annektierten Krim wird
zunehmend russische Propaganda gelehrt, wie die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) aus krimtatarischen Kreisen
erfahren hat: "Krimtataren berichten, dass Kinder in der
Hauptstadt Simferopol von den Schulbehörden dazu
gedrängt werden, russischen Soldaten bewundernde Briefe zu
schreiben. In extra einberufenen Schulstunden wird ihnen
erzählt, dass die Annexion der Krim durch Russland
rechtmäßig abgelaufen sei und der Medschlis eine
extremistische und terroristische Vereinigung sei", erklärt
Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention
und Schutzverantwortung. Die krimtatarische Selbstvertretung
Medschlis wurde vor genau sechs Jahren, am 13. April 2016,
verboten.
Nach der russischen Invasion der Krim, die im Februar 2014
begann, flohen zehntausende Krimtatarinnen und Krimtataren auf
das ukrainische Festland. Nach dem Beginn des russischen
Angriffskrieges am 24. Februar 2022 sind viele von ihnen ein
weiteres Mal auf der Flucht vor der russischen Armee. Um ihre auf
der Krim verbliebenen Familien nicht zu gefährden,
müssen sie ihre Identität geheim halten, wenn sie mit
Medien sprechen. "Für die Krimtataren hat Putins Krieg
bereits 2014 begonnen" erinnert Schedler. "Obwohl Putin in einer
Rede im März 2014 versprochen hatte, dass die Krimtataren
ihre Rechte behalten und in Freiheit leben sollten, zeigte sich
schnell, was die russischen Besatzer wirklich im Sinn hatten."
Mit illegalen Festnahmen, Hausdurchsuchungen, Folter, Morden und
dem Verschwindenlassen von Krimtataren schürten die
russischen Behörden Angst. Unabhängige krimtatarische
Medien wurden zerschlagen. Mit dem Verbot des Medschlis
zerstörten die russischen Besatzer das wichtigste Sprachrohr
der indigenen Gemeinschaft der Krimtataren. Bereits seit Herbst
2014 bezeichnete der russische Staat den Medschlis und seine
Repräsentanten als "terroristisch" und "extremistisch".
Krimtatarische Männer mussten befürchten, zwangsweise
in die russische Armee eingezogen und Teil des russischen
Angriffskrieges auf ihre ukrainischen Landsleute zu werden.
Am 18. Mai 2022 jährt sich die Deportation der Krimtataren
durch Stalin zum 78. Mal. 1944 wurden 238.500 Krimtatarinnen und
Krimtataren, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, kollektiv
nach Zentralasien deportiert. Erst seit Ende der 1980er Jahren
durften sie auf die Krim zurückkehren. Im Jahr 2015 erkannte
das ukrainische Parlament die Deportation unter Stalin als
Völkermord an. Die Krim ist entgegen der russischen
Propaganda nicht als Teil Russlands anerkannt, sondern
gehört zur Ukraine. Die Vollversammlung der Vereinten
Nationen verurteilte im Dezember 2018 die russische Annexion als
illegal.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220314de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220224de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050531de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/artic2006-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sibirien.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sakhal-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sibirien-tr.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sibiri-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sibirien-yb.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Krimtataren
|
https://de.wikipedia.org/wiki/Mustafa_Abduldschemil_Dschemiljew
| https://de.wikipedia.org/wiki/Ukraine