Der Grüne Senator
Francesco Martone fordert zusammen mit Survival International
Italien und die Gesellschaft für bedrohte Völker dazu
auf, endlich die ILO-Konvention Nr. 169 zu unterzeichnen.
Anlässlich des 54. Jahrestages der Erklärung der
allgemeinen Menschenrechte legte er dem Senat in Rom einen
entsprechenden Gesetzestext vor. Die Konvention Nr. 169 der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO, International Labour
Organization), einer Unterorganisation der UNO mit Sitz in Genf,
ist das bislang umfassendste völkerrechtliche Abkommen zum
Schutz indigener Völker in aller Welt.
Der Gesetzestext:
"Heute leben in über 60 Staaten der Erde rund 300 Millionen
Indigene. Von diesen gehören 150 Millionen zu den
Urvölkern, von denen mindestens 70 Gruppen noch nie Kontakt
mit der Außenwelt hatten. Diese Völker werden
überall auf der Welt verfolgt, ihre Stimmen bleiben fast
immer ungehört. ... Die Konvention Nr. 169 der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die indigenen
und ursprünglichen Völker wurde 1989 entworfen und gilt
als umfassendstes völkerrechtliches Abkommen zum Schutz
indigener Völker in aller Welt. Sie wird generell als
Standard definiert, an dem sich alle anderen Konventionen und
Gesetze, die diese Materie betreffen, orientieren
können.
Die Konvention Nr. 169 garantiert nicht nur die Rechte der
einzelnen indigenen Personen, sondern auch die kollektiven Rechte
der einzelnen Völker. Besonders der Artikel 14 ist sehr
wichtig. Er verpflichtet die Regierungen dazu, den
gemeinschaftlichen Besitz der indigenen Bevölkerungen und
das Territorium, auf dem sie leben, anzuerkennen. Die Regierungen
sind verpflichtet, diese Territorien als solche auszuweisen und
zu schützen. Diese gemeinschaftlichen Besitzrechte sind sehr
wichtig, da viele Urvölker keinen Privatbesitz kennen. Das
hat schon oft dazu geführt, dass die Zuweisung von privaten
Ländereien benutzt wurde, um die Gemeinschaften zu spalten
und auseinander zu dividieren.
In der Konvention sind auch jene Rechte enthalten, die den
Indigenen und ihrem Territorium jede Art von ,Entwicklung’
garantieren, über die sie selbst entscheiden können.
Die Regierungen werden verpflichtet, sie regelmäßig
anzuhören und Initiativen zu ergreifen, welche die Absichten
der ursprünglichen Völker unterstützen. Die
Konvention garantiert außerdem "spezielle Maßnahmen",
welche "die Institutionen, die Besitztümer, die Arbeit, die
Kultur und die Umwelt" der indigenen Völker schützen.
Ihre "sozialen, kulturellen, religiösen und spirituellen"
Werte und Gebräuche werden ebenso wie ihre Gesetze anerkannt
und geschützt.
Für ein Land wie Italien, in dem keine indigenen
Völker leben, ist die Ratifizierung der ILO-Konvention Nr.
169 wesentlich weniger kompliziert als für Länder, in
denen solche leben. Trotzdem wäre die Ratifizierung ein
Zeichen der Solidarität mit allen Personen und Völkern,
deren Rechte andauernd verletzt werden.
Wenn Italien die Konvention unterschreiben würde, wäre
das ein Ansporn für andere Regierungen dies ebenfalls zu
tun. Außerdem würde dies den Wert der Konvention an
sich heben. Denn es ist klar, dass die Handlungen von Regierungen
wie jener Italiens sich auf die indigenen Völker weltweit
auswirken. Sie sind Mitglieder von internationalen Institutionen,
wie beispielsweise der Weltbank, die mit Indigenen
tagtäglich verkehren. Aber auch Entwicklungsprojekte und
Finanzhilfen für diese Länder – direkt oder
über die EU – wirken sich auf die indigenen
Völker aus.
Italien kann nationalen Konzernen gewisse Verhaltensregeln
auferlegen, wenn es die Konvention ratifiziert. Dies gilt vor
allem für staatliche oder vom Staat finanzierte Unternehmen,
die in Ländern mit ursprünglichen
Bevölkerungsgruppen tätig sind. Halten sich diese
Konzerne an diese Regeln, könnten sie dafür
Beiträge von der Weltbank oder von der EU erhalten.
In weniger als einem Jahr endet das Jahrzehnt der indigenen
Völker (1994-2004), das von den Vereinten Nationen
ausgerufen worden war, um die Öffentlichkeit für diese
Problematiken zu sensibilisieren. Außerdem wollte man
Institutionen und Regierungen in aller Welt ausmachen und dazu
anspornen, ursprüngliche Bevölkerungen, die nach den
Worten der UNO Opfer der "sehr leisen Holocauste der Menschheit"
sind, zu unterstützen und zu fördern.
Wenn unser Land die ILO-Konvention Nr. 169 jetzt ratifiziert,
würde es nicht nur einen großen Akt der Gerechtigkeit
und der Zivilcourage vollbringen, sondern auch zeigen, dass es
die Empfehlungen der UNO sehr ernst genommen hat".
[...]
Der Brief
Bitte, schreiben Sie einen Brief oder eine E-Mail an folgende
Personen und Institutionen, um die Ratifizierung der
ILO-Konvention Nr. 169 in Italien voranzutreiben:
An die Unterstaatssekretärin im Außenministerium /
Sottosegretario degli Affari Esteri
On. Margherita Boniver
Ministero degli Affari Esteri, Piazzale della Farnesina 1, 00194
Roma
Email: segreteria.boniver@esteri.it,
Fax: 06 36914530
An den Präsidenten der Kommission für Auswärtiges
im Senat / Presidente Commissione Esteri del Senato
Sen. Fiorello Provera
Senato della Repubblica, Piazza Madama 2, 00185 Roma
Email: f.provera@senato.it, Fax:
06 6864014
An den Präsidenten der Kommission für die
Menschenrechte im Senat / Presidente Commissione Diritti Umani
del Senato
Sen. Enrico Pianetta
Senato della Repubblica, Piazza Madama 2, 00185 Roma
Email: e.pianetta@senato.it, Fax:
06 67065029
Musterbrief, der auch in leicht abgeänderter Form, aber auf
jedem Fall in italienischer Sprache verschickt werden muss:
Signor Presidente,
sono informato del progetto di legge avanzato dal Senatore dei
Verdi Francesco Martone per la ratifica da parte dell'Italia
della convenzione OIL 169 in favore dei diritti umani e
territoriali dei Popoli Indigeni e Tribali.
Come sottolinea anche Survival International, ratificando questa
Convenzione, l'Italia potrebbe aiutare in modo concreto e
immediato i popoli tribali a vivere sulle loro terre secondo lo
stile di vita che loro stessi hanno scelto, e a determinare i
tempi e la direzione del loro sviluppo.
Le violenze, le torture e il genocidio dei popoli indigeni
devono avere finalmente fine. Le chiedo pertanto di fare tutto il
possibile perché la Convenzione 169 sia ratificata al
più presto, prima che si concluda il Decennio
Internazionale dei Popoli Indigeni (1994-2004) dichiarata dalle
Nazioni Unite proprio allo scopo di sensibilizzare l'opinione
pubblica sul tema e incoraggiare istituzioni e governi di ogni
parte del mondo a individuare, adottare e promuovere iniziative
di sostegno e solidarietà verso popoli che, per citare le
parole dell'ONU stesso, sono vittime dei "più silenziosi
olocausti dell'Umanità".
Ratificando la Convenzione 169 in questo momento, il nostro
paese non solo compirebbe un grande quando doveroso atto di
giustizia e civiltà , ma dimostrerebbe anche di aver
recepito le raccomandazioni ONU nel modo più
significativo.
Grazie. Distinti Saluti. Unterschrift
Übersetzung des Briefs:
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich bin informiert über den Gesetzesvorschlag des Senators
der Grünen, Francesco Martone, der Italien dazu
verpflichtet, die ILO-Konvention Nr. 169 zu ratifizieren.
Wie auch Survival International unterstreicht, könnte
Italien mit der Ratifizierung indigenen Völkern konkret und
unverzüglich dabei helfen, in ihren ursprünglichen
Gebieten so leben zu können wie sie es wünschen.
Die Gewalt und die Vernichtung der Indigenen muss endlich ein
Ende haben. Ich fordere Sie dazu auf, alles in Ihrer Macht
stehende zu unternehmen, damit die Konvention Nr. 169 so schnell
wie möglich ratifiziert wird. Und zwar noch bevor das
Jahrzehnt der indigenen Völker (1994-2004), das von den
Vereinten Nationen ausgerufen worden war, um die
Öffentlichkeit für diese Problematiken zu
sensibilisieren, zu Ende geht. Außerdem wollte man damit
Institutionen und Regierungen in aller Welt dazu anspornen,
ursprüngliche Bevölkerungen, die nach den Worten der
UNO Opfer der "sehr leisen Holocauste der Menschheit" sind, zu
unterstützen und zu fördern.
Wenn unser Land die ILO-Konvention Nr. 169 jetzt ratifiziert,
würde es nicht nur einen großen Akt der Gerechtigkeit
und der Zivilcourage vollbringen, sondern auch zeigen, dass es
die Empfehlungen der UNO sehr ernst genommen hat.
Danke. Mit freundlichen Grüßen.
Unterschrift