Bozen, Göttingen, 3. Juni 2003
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Montag an die Bundesregierung appelliert, den Druck auf die
Nachbarländer des Kongo zu erhöhen, um endlich
Fortschritte bei der Befriedung des Ost-Kongos zu erzielen. "Nur
wenn Ruanda und Uganda ihre Unterstützung der Milizen im
Osten des Kongo einstellen und mehr Demokratie im eigenen Land
zulassen, wird das Morden im Kongo aufhören", sagte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Statt publicity-wirksam
einige deutsche Soldaten in den Kongo zu entsenden, soll Berlin
sich darum bemühen, dass die von Deutschland mit 16,4
Millionen Euro geförderte Entwaffnung von ruandischen
Hutu-Milizen im Ost-Kongo endlich Fortschritte macht."
Nach Informationen der UN-Beobachtertruppe MONUC hätten
bislang nur 1.000 Kämpfer von insgesamt rund 13.000
Bewaffneten ihre Waffen abgegeben und seien nach Ruanda
zurückgekehrt. Das klägliche Scheitern des Programms
zur Entwaffnung, Demobilisierung, Wiedereingliederung und
Reintegration (DDRRR) sei mitverantwortlich für das
anhaltende Morden im Osten Kongo. Erst am Wochenende seien in dem
30 Kilometer von der ugandischen Grenze entfernten Dorf Kyomya
bis zu 250 Menschen bei einem Massaker ermordet wurden. "Auch
eine schnelle Entsendung der am vergangenen Freitag vom
Weltsicherheitsrat beschlossenen internationalen Schutztruppe
hätte diesen Dorfbewohnern nicht geholfen", erklärte
Delius.
"Denn die von Frankreich angeführte Truppe wird nur in der
Stadt Bunia die Zivilbevölkerung schützen. Wer in der
Umgebung lebt, ist vogelfrei, solange die Entwaffnung der Milizen
nicht endlich voranschreitet."