Bozen, 16. Oktober 2003
Das Verfassungsgericht in Rom hat die finanzielle
Unterstützung für Südtirol heute als
gerechtfertigt abgesegnet. Aufgrund dieses Urteiles sollte nun
die Politik des Landes endlich auch den ladinischen Medien eine
gesetzlich gesicherte, angemessene Unterstützung
gewähren. Doch dagegen hat die Landespolitik bis heute immer
abgelehnt. Der demokratisch gewählte ladinische Vertreter im
Landtag hatte mehrmals Vorschläge dieser Art eingebracht,
doch die Mehrheit hatte diese jedes Mal abgelehnt.
Minderheitenschutz gilt offensichtlich nur für die deutsche
Mehrheit in Südtirol, nicht aber für die ladinische
Minderheit. Dabei ist zu unterstreichen, dass die ladinische
Volksgruppe, anders als die deutsche, keine Medien in der
Muttersprache importieren kann.
Doch während viele Steuergelder für die Förderung
der deutschen Medien im Land ausgegeben wird, erhält die
einzige ladinische Wochenzeitung eine sehr geringe
Unterstützung. Da es keine gesicherte Finanzhilfe gibt,
muß die "Usc di Ladins" außerdem jedes Jahr neu um
Beiträge aus dem Steuertopf betteln. Dies ist bekanntlich
auch ein Mittel, um die Berichterstattung im Sinne der
politischen Mehrheit zu beeinflussen. Der Landeshauptmann Luis
Durnwalder selbst hatte in einem Interview den Verzicht auf
politsiche Berichterstattung gefordert - Politikverbot also?
Eigenartig nur, dass die politische Berichterstattung kein
Problem ist, wenn seine Partei oder er selbst zu Wort kommen.
Verhindern möchte man offenbar, dass auch andere politische
Gruppierungen zu Wort kommen. Die Förderung der Presse wird
aus parteipolitischer Optik praktiziert, nicht im Sinne von
Rechten für die Minderheit.
Ein Zeichen für diese parteipolitische Optik ist auch die
Weigerung der Landesregierung, dem Kulturverein "Uniun Scriturs
Ladins Agacins" (USLA) die vom zuständigen Kulturbeirat
genehmigte Förderung auch auszuzahlen. Weil das von der USLA
getragene Internetportal auch für kritische
Berichterstattung Platz hat, wird sie gestraft. Die Steuergelder
werden also parteipolitisch eingesetzt. Sehr wohl erhalten eine
große Förderung jene Vereine, die für eine
einzige Partei Wahlwerbung machen. Man betreibt also eine
Politik, die auf ein mediales Mittelalter abzielt.
Es wäre eigentlich die Pflicht der Journalisten, über
diese Mißstände zu berichten. Doch ist die
Bereitschaft der Journalisten, das Grundrecht von
Meinungsvielfalt, Pressefreiheit und Minderheitenschutz
warhzunehmen und zu verteidigen, ziemlich gering.