Bozen, Göttingen, 21. Januar 2005
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag den Befürwortern einer Aufhebung des
EU-Waffenembargos gegen China Zynismus und Verlogenheit
vorgeworfen. "Bundeskanzler Gerhard Schröder verharmlost die
Beteiligung Europas an der Hochrüstung Chinas, wenn er
erklärt, nach einer Aufhebung des Embargos sei keine Zunahme
der europäischen Rüstungslieferungen an China zu
erwarten", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.
Kürzlich von der EU veröffentlichte Zahlen zeigten,
dass sich im Jahr 2003 der Umfang der von der EU legal
genehmigten Rüstungsverkäufe an China verdoppelt habe.
"China wartet nur auf ein Ende des Embargos, um in Frankreich
auch noch hochmoderne Waffensysteme zu erwerben", warnte Delius.
Mit diesen Rüstungslieferungen werde die EU die Spannungen
zwischen China und Taiwan sowie Japan schüren.
Die EU-Staaten hatten im Jahr 2003 Verträge über
Rüstungslieferungen an China im Wert von 416 Millionen Euro
genehmigt, im Jahr 2002 waren hingegen nur Verträge
über 210 Millionen Euro gestattet worden, erklärte die
EU im Dezember 2004. Das Waffenembargo erlaubt den Export von
Rüstungsgütern, die nicht unmittelbar den Tod
verursachen können. Scharf kritisierte die GfbV das
Plädoyer des britischen Außenministers Jack Straw, der
sich heute in Peking für ein Ende des Embargos ausgesprochen
hatte. "Es ist zynisch, für Waffenverkäufe an China zu
plädieren, während die Repression im Land stetig
zunimmt", erklärte Delius. "Es ist eine geschmacklose
Anbiederung an die chinesischen Machthaber, wenn Straw in Peking
für eine Aufhebung des Embargos wirbt, während Chinas
Führung zugleich jede Neubewertung der blutigen
Niederschlagung der Proteste 1989 ablehnt". Das Embargo war von
der EU 1989 nach dem Massaker af dem Platz des Himmlischen
Friedens verhängt worden.
Pekings trauriger Umgang mit dem Tod des ehemaligen Parteichefs
und Reformers Zhao Ziyang zeige, wie weit China noch von einer
demokratischen Öffnung entfernt sei. Der nun verstorbene
Zhao Ziyang galt als einer der schärfsten parteiinternen
Kritiker des brutalen Vorgehens von Polizei und Soldaten 1989 und
wurde daher jahrelang unter Hausarrest gestellt und
geächtet.