Bozen, Göttingen, 12. Mai 2005
Unbekannte haben das geistliche Oberhaupt der Kurden in
Syrien, Scheich Maschuk Al Khznawi, am Mittwochabend in Damaskus
aus dem Restaurant Rabua entführt. Dies teilte die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag
mit. Der sunnitische Scheich gilt als liberaler Verfechter der
Rechte der Kurden. Al Khznawi habe die Kontakte zwischen
Vertretern der EU und den in Syrien verbotenen kurdischen
Parteien koordiniert, berichtete die Menschenrechtsorganisation.
Sein Verschwinden sei vor dem Hintergrund der anhaltenden
Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung, die mit zwei
Millionen Angehörigen rund zwölf Prozent der
Gesamtbevölkerung Syriens stellt, besonders
besorgniserregend.
Kurdische Organisationen haben der GfbV gegenüber den
Verdacht geäußert, dass staatliche Stellen in die
Entführung verwickelt sein könnten. Die Angst um Leid
und Leben des Geistlichen ist angesichts von Folter und
Misshandlung in syrischen Gefängnissen begründet. Die
GfbV hat sich deshalb mit Bitte um Aufklärung an die
syrische Regierung gewandt. Obwohl der syrische Präsident
Bashir al Assad die Freilassung von 312 kurdischen politischen
Gefangenen versprochen hatte, wurden bisher tatsächlich nur
150 von ihnen auf freien Fuß gesetzt. Immer wieder kommt es
zu Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Arabern. Erst letzte
Woche wurde ein 17-jähriger Kurde in Qamishli von sechs
arabischen Syrern ermordet.