Bozen, Göttingen, 24. Januar 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach
dem gewaltsamen Tod von acht UN-Blauhelmsoldaten am Montag im
Osten des Kongo eine unabhängige Untersuchung ihrer
Todesumstände gefordert. "Es muss geklärt werden, ob
ugandische Soldaten in den mysteriösen Zwischenfall
verwickelt waren", forderte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius
am Dienstag in Göttingen. "Wenn die Bundesregierung in
Deutschland über ein militärisches Engagement im Kongo
berät, sollte sie darauf bestehen."
Zwar hätte die UN-Friedenstruppe im Kongo (MONUC)
ugandische Rebellen für die Tötung verantwortlich
gemacht, doch bestünden Zweifel an dieser offiziellen
Version. Wider besseren Wissens habe die MONUC bereits
Weihnachten 2005 nach dem Tod eines UN-Soldaten ugandische
Rebellen und nicht die reguläre ugandische Armee für
die Kämpfe im Osten des Kongo verantwortlich gemacht, um
politische Konflikte mit der Regierung Ugandas zu vermeiden.
Zwischen dem 23. und 28. Dezember waren nach Angaben der MONUC
ein indischer Blauhelmsoldat, sechs kongolesische Soldaten und 54
ugandische Rebellen bei Kämpfen in Nioka und anderen Orten
nahe der Stadt Mahagi im Nordosten von Ituri getötet worden.
Glaubwürdige Augenzeugen berichteten jedoch, dass zahlreiche
der getöteten vermeintlichen Rebellen Ausweispapiere bei
sich trugen, die sie als reguläre ugandische Soldaten
identifizierten. Die MONUC habe ihre wahre Identität nicht
preisgegeben, um nicht die Regierung Ugandas zu verärgern
und ihre Nachschubversorgung über den Flughafen der
ugandischen Hauptstadt Entebbe zu gefährden.
Führende ugandische Armeeoffiziere bereichern sich seit
Jahren mit der Plünderung von Rohstoffen (Tropenholz,
Mineralien) im Osten des Kongo, die völkerrechtswidrig
über die "grüne Grenze" nach Uganda und in das Ausland
geschafft werden. Auch Salim Saleh, der einflussreiche Bruder des
ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, ist in diese
illegalen Geschäfte verwickelt. Erst am 19. Dezember 2005
hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag Uganda wegen der
illegalen Plünderung von Rohstoffen im Osten des Kongo zur
Zahlung von Schadensersatz verurteilt. Die ugandische Regierung
bestreitet die Präsenz von ugandischen Soldaten im Kongo.
Alle im Nachbarland früher stationierten Soldaten seien im
März 2003 nach Uganda repatriiert worden, erklärt die
ugandische Regierung trotz zahlloser anders lautender Berichte
von Menschenrechtsorganisationen.