Bozen, 1. Juni 2006
Die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist um die
schweren Folgen auf Umwelt und Mensch des Bergbauprojekts Pascua
Lama sehr besorgt. Pascua Lama ist ein grenzübergreifendes
Projekt (Chile-Argentinien), das Gold, Silber und Kupfer im so
genannten "Garten Atacamas" gewinnen möchte. Der kanadische
Grosskonzern Barrick Gold, der insgesamt 500 Millionen US Dollar
in das Unternehmen investieren möchte, hatte eigentlich vor,
eine riesige Mine unter freiem Himmel einzurichten und hatte
deshalb vorgeschlagen, drei jahrtausendalte Gletscher, den Toro
1, Toro 2 und Esperanza, gewissermassen "umzusiedeln" und deren
Eis auf den Gletscher Guanaco zu transportieren. Mit oder ohne
Umsiedlung der Gletscher würde das Projekt das
natürliche Gleichgewicht des Huasco-Tals auf chilenischer
Seite und der von der UNESCO anerkannten Naturschutzzone Biosfera
de San Guillermo auf argentinischer Seite schwerwiegend
zerstören.
Das Projekt soll in einer Teiltrockenzone realisiert werden, die
sich vor allem durch Wassermangel in der Trockenzeit auszeichnet.
Während die Umsiedlung der Gletscher, die korrekterweise
eigentlich Zerstörung der Gletscher genannt werden sollte,
den biologischen Wasserkreislauf der Region vollkommen
zerstören würde, könnten die restlichen
Wasservorkommen durch die Bergbauaktivität vergiftet werden.
Die Umweltschäden wären unvorstellbar und würden
das Leben und die Gesundheit der ca. 70.000 Einwohner des
Huasco-Tals ernsthaft gefährden. Zu den Opfern des Pascua
Lama Projekts zählen auch die Diaguita Indianer, die seit
Jahrhunderten im Huasco Tal leben und die nun die vollkommene
Zerstörung ihrer Umwelt befürchten müssen.
Das Land, auf dem Barrick Gold die edlen Metalle abbauen
möchte, konnte vom Konzern auf wenig durchsichtige Weise
erkauft werden, obwohl es eigentlich von den Diaguita-Indianern
beansprucht wird. Die Diaguita leben wie viele andere Bauern der
Region von der Landwirtschaft. Nun aber stehen sie vor dem
existenziellen Aus: ihres Lands beraubt und mit der
Wahrscheinlichkeit, schon bald kein sauberes Grundwasser zu
haben, riskieren sie, ihre Kultur und ihren geschichtlichen und
archäologischen Reichtum zusammen mit ihrem Land für
immer zu verlieren. Bisher konnte zwar die "Umsiedlung" der
Gletscher gestoppt werden, wie sich aber das Projekt, das trotz
der vielen negativen Umweltstudien bereits 2001 genehmigt wurde,
weiter entwickeln wird, bleibt noch unklar.
Der Kampf des Consejo de Defensa del Valle del Huasco (Rat zur
Verteidigung des Huasco-Tals) wird von vielen Umwelt- und
Menschenrechtsorganisationen unterstützt. Diese
argumentieren nicht nur mit den bereits genannten Gefahren,
sondern erinnern auch daran, dass das Recht auf Wasser ein
Grundrecht für alle ist. Ein Grundrecht, das nun durch das
Projekt Pascua Lama in Frage gestellt wird. Unter den vielen
Persönlichkeiten, die sich gegen das Projekt aussprechen,
ist auch Dr. Raúl Montenegro, Biologe, Preisträger
des alternativen Nobelpreises 2004 und Vorsitzender von FUNAM
(Fundación para la defensa del ambiente - Stiftung
für den Umweltschutz). Dr. Montenegro weist darauf hin, dass
die von Barrick Gold vorgelegte Studie zu den Umweltfolgen des
Projekts "schwerwiegende technische Fehler" vorweist.