Bozen, Göttingen, 26. Mai 2006
Der Sieg der Demokratischen Partei bei den Wahlen zum
US-Kongress kann für die Gwich'in-Indianer in Alaska zur
entscheidenden Wende im Kampf Ölförderung im Alaska
National Wildlife Refuge (ANWR) werden. Denn anders als die
Republikanische Partei unterstützen die Demokraten seit
jeher den Erhalt dieses auch als "Serengeti der Arktis"
bezeichneten Schutzgebietes. "Nur wenn das ANWR, eines der
ältesten Naturschutzgebiete der USA, von der Öllobby
verschont bleibt, haben die rund 7000 Gwich'in-Indianer eine
Chance zur Bewahrung ihrer traditionellen Lebensweise",
erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am Mittwoch.
Als Jäger sind die Gwich'in bis heute von der 130.000 Tiere
zählenden Porcupine-Karibu-Herde abhängig, die im ANWR
ihre Jungen zur Welt bringt und aufzieht. Schon durch den Aufbau
einer für die Ölbohrungen notwendigen Infrastruktur
werden die Tiere so gestört, dass sie ihre Wanderwege
ändern und damit für die Indianer unerreichbar werden.
Präsident George W. Bush will mit der Erschließung
heimischer Ölquellen sein Land von Ölimporten aus
Staaten wie Iran oder Venezuela unabhängiger machen und die
Benzinpreise senken. Er ist bereit, dafür auch
Naturschutzgebiete zu opfern. Doch das Vorkommen im ANWR, dem
letzten noch unberührten Naturparadies der USA, würde
den US-Bedarf höchstens sechs Monate decken, meinen
unabhängige Studien. Auch würde es den Benzinpreis
allenfalls um einen Cent senken helfen, erklären
Umweltschützer.
Seit 1995 versucht die Republikanische Partei mit immer neuen
Gesetzesinitiativen, den Schutzstatus des ANWR aufzuheben.
Zuletzt war sie damit im Frühjahr mit einer Abstimmung im
damals noch republikanisch dominierten Repräsentantenhaus
erfolgreich. Doch Gesetze bedürfen der Zustimmung beider
Kammern des Kongresses. Eine Zustimmung des Senats aber, in dem
die Demokraten ebenfalls kräftig hinzugewonnen haben, ist
kaum noch zu erwarten.