Bozen, 24. Mai 2007
Die Genauigkeit des Landvermessungsingenieurs Pablo Gorostiaga
von 1890 hat der Mapuche-Gemeinschaft von Santa Rosa Leleque /
Argentinien die Möglichkeit gegeben, gegen den italienischen
Konzern Benetton Anklage zu erheben. Benetton hat vor einigen
Jahren das traditionelle Land der Mapuche gekauft und diese dazu
aufgefordert, das Land zu räumen. 1890 hat der argentinische
Staat den Landvermessungsingenieur Pablo Gorostiaga beauftragt,
80.000 Hektar Land in der Gegend von Leleque zu vermessen, um es
dann Henry Rushton Rogers zu schenken. Das damalige Gesetz
erlaubte es, bei Naturhindernissen bis zu 20% mehr zu vermessen.
So hat der Landvermessungsingenieur 96.919 Hektar abgemessen und
in allen Dokumenten diesen Unterschied skrupelhaft festgehalten.
Die Differenz zwischen der Schenkung von 80.000 Hektar Land und
den 96.919 vergebenen Hektar Land scheint auch heute noch in
allen Urkunden auf, auch in der Besitzurkunde der Gruppe
Benetton, die dieses Land schlussendlich gekauft hat. Das
argentinische Gesetz sieht ausserdem vor, das jeder neue Besitzer
eine neue Landvermessung vornehmen lässt, was Benetton
allerdings nicht getan hat. Diese sind die Anhaltspunkte der
Klage der Mapuche gegen den Räumungsbefehl von
Benetton.
Der Staatsanwalt Eduardo Falco hat bis zum 2. Juni Zeit, die
Klage anzunehmen oder abzulehnen. Sollte sie angenommen werden,
würde die argentinische Justiz die Familie Benetton zu einer
Gegenüberstellung mit der Mapuche-Gemeinschaft vorladen.
"Wir hoffen dass diese Klage nicht in irgendeine Schublade kommt,
wie schon so viele Klagen der Mapuche", erklärt Mauro
Millán, der auf dem von der Mapuche-Gemeinschaft besetztem
Land lebt. "Wir sind nicht naiv, wir wissen, dass wir viele
Hürden überwinden müssen, die uns Politiker,
Richter und Staatsanwälte legen, die ihrerseits
Großgrundbesitzer und Viehzüchter sind. Wir wollen die
argentinische Demokratie auf die Probe stellen und sehen, wie
unparteiisch die Justiz wirklich ist. Wir fordern, dass die
Institutionen jenes Staat, der uns unserer rechte beraubt hat,
die geschichtliche Wahrheit anerkennt."
In der Zwischenzeit durfte die Mapuche-Gemeinschaft ungewollt,
dem nächtlichen Ausbildungstraining der polizeilichen
Sondereinheit GEOP (Grupo Especial de Operaciones de la
policía) in unmittelbarer Nähe ihrer Gemeinschaft
beiwohnen. Während der Kommissar Juan Ale erklärt, dass
diese Sondereinheit bereits seit Jahren auf diesem Stück
Land trainiert, haben die Mapuche eine Stellungnahme vom
Innenministerium, vom Volksverteidiger und von Sekretariat
für Menschenrecht gefordert. Bisher ohne Erfolg.