Bozen, Göttingen, 13. Januar 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat
heute mit einem Schreiben die neu gewählte Präsidentin
Chiles, Michelle Bachelet, gebeten, die Bürger- und
Nationalitätenrechte der Mapuche, mit 10 Prozent die
größte ethnische Minderheit Chiles, nach langen
Jahrzehnten der Verfolgung und Diskriminierung zu verwirklichen.
Frau Bachelet hatte es vor der Wahl als eines ihrer Ziele
bezeichnet, den Ureinwohnern Chiles in der Politik des Landes
größeres Gewicht zu geben.
Die Mapuche sind eigentlich die ältesten "Chilenen". Weder
die Inkas noch die von Christoph Kolumbus ausgelöste
Konquista ab 1492 konnten sie unterwerfen. Erst 1881 wurde die
bis dahin unabhängige Mapuche- Region in Mittel- und
Südchile bezwungen und dem Land eingegliedert. Zu einer
Lösung dieser bedeutendsten Minderheitenfrage Chiles
gehört die Anerkennung grundsätzlicher
Minderheitenrechte. Diese umfassen u.a. regionale
Gleichberechtigung des Mapudungun (der Sprache der Mapuche) mit
dem Spanischen, Anerkennung der Landrechte und Schutz der
natürlichen Umwelt der Mapuche-Region.
"Vor allem die unerträgliche Verfolgung der Mapuche
Bürgerrechtler muss beendet werden", erklärte Yvonne
Bangert vom Referat Indigene Völker der GfbV. "Wir werden so
lange weiter die Medien, Kirchen, Politiker und
Menschenrechtsorganisationen Chiles und Lateinamerikas
informieren, bis kein Mapuche mehr als Terrorist verurteilt wird,
nur weil er sich friedlich gegen den fortgesetzten Landraub
wehrt."
Die GfbV setzt sich seit Beginn des vergangenen Jahres für
die Freilassung und Rehabilitierung der
Mapuche-Bürgerrechtler Patricia Troncoso Robles (36),
Pascual Pichún Paillalao (52), Rafael Pichún
Collonao (21), Aniceto Norin Catriman (43), Victor Ancalaf Llaupe
(37), Florencio Jaime Marileo Saravia (27), José Marileo
Saravia (31) und Juan Huenulao Lielmil (38), ein, die
stellvertretend für die Verfolgung der Mapuche stehen.