Bozen, Göttingen, 3. September 2007
Alarmierende Nachrichten
erreichten die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
am Montag aus Thailand: Dort sollen Flüchtlinge aus Laos zur
"freiwilligen Rückkehr" in ihr Heimatland gezwungen werden,
obwohl ihnen dort Folter und Tod drohen. Nach Informationen der
GfbV hat die laotisch-thailändische Grenzkommission im
thailändischen Hmong-Flüchtlingslager Ban Huay Nam Khao
am vergangenen Sonntag (02.09.) acht führende
Repräsentanten der Hmong massiv unter Druck gesetzt,
entsprechende Dokumente zu unterzeichnen. Die Flüchtlinge
weigerten sich jedoch beharrlich. Für den heutigen Montag
wurden sie deshalb erneut einbestellt. Thailand erkennt die Hmong
nicht als Flüchtlinge an. Dem Flüchtlingshilfswerk der
Vereinten Nationen UNHCR wird der Zugang zu den knapp 8.000 im
Flüchtlingslager untergebrachten Hmong aus Laos
verweigert.
"Die Hmong sind verzweifelt. Viele wollen lieber sterben als
jemals wieder nach Laos zurückzukehren", berichtete der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Dort haben sie sich jahrelang
vor gnadenloser Verfolgung durch das Militär versteckt
gehalten und schließlich unter Lebensgefahr die rettende
Grenze nach Thailand überquert. Sie jetzt in die Hände
ihrer Verfolger auszuliefern, wäre ein fataler Verstoß
gegen die Menschenrechte und die Menschlichkeit. Die Gesellschaft
für bedrohte Völker appellierte deshalb dringend an die
Behörden des Königreiches, diesen existenziell
bedrohten Minderheitenangehörigen Zuflucht zu
gewähren." Die thailändisch-laotische Grenzkommission
tagt noch bis Dienstag. In der Vergangenheit hatten sich die
beiden Länder bei solchen Treffen wiederholt darauf
geeinigt, alle laotischen Hmong-Flüchtlinge nach Laos zu
deportieren. Mehr als 300 Hmong wurden im letzten Jahr
zwangsweise abgeschoben - meist unter Einsatz von Tränengas,
Schlagstöcken und Elektroschockern.
"Die starken internationalen Proteste gegen die erfolgten
Zwangsabschiebungen veranlassen Thailand nun offenbar, den
Anschein zu erzeugen, die Flüchtlinge gingen freiwillig
zurück", vermutet Delius. Thailand interessiere sich nicht
für die Lösung der humanitären Notlage, sondern
nur für seine guten Beziehungen zum Nachbarland: Obwohl
mehrere Drittländer angeboten hätten, die Hmong
aufzunehmen, weigere sich Thailand strikt, sie in ein anderes
Land außer Laos ausreisen zu lassen. In den
Dschungelregionen von Laos verstecken sich noch rund 10.000 Hmong
- meist Nachkommen ehemaliger Widerstandskämpfer, die jedoch
schon lange nicht mehr kämpfen, unter ihnen viele Frauen und
Kinder. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden sie von
laotischem und vietnamesischem Militär gejagt, gefoltert,
missbraucht und ermordet. Tausende Augenzeugenberichte sowie
Foto- und Videoaufnahmen beweisen diese Verbrechen, doch die
laotische Regierung leugnet sie.