Bozen, Göttingen, 26. November 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der
Europäischen Union am Montag vorgeworfen, in der
China-Politik nicht mit einer Stimme zu sprechen. Als besonders
unberechenbar bezeichnete die internationale
Menschenrechtsorganisation die Außenpolitik Frankreichs,
denn der französische Präsident Nicolas Sarkozy habe
zum Auftakt seines China-Besuches am Sonntag eine brüske
Kehrtwendung vollzogen. Hatte Sarkozy noch während des
Präsidentschaftswahlkampfes im Frühjahr 2007 für
eine Beibehaltung des EU-Waffenembargos plädiert, ließ
er jetzt kurz vor seiner Abreise nach Peking mitteilen,
Frankreich werde sich 2008 während seiner
EU-Präsidentschaft für ein Ende der Sanktionen
einsetzen.
China bemüht sich seit Jahren um die Aufhebung des Embargos.
In einem Beitrag für die Zeitung "Le Monde" am 19. April
2007 hatte Sarkozy dies von einer Verbesserung der
Menschenrechtslage abhängig gemacht. Eine ähnliche
Position vertritt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die
Sanktionen waren 1989 von der EU nach dem Massaker auf dem Platz
des Himmlischen Friedens in Peking verhängt worden.
"Sarkozy verspielt mit seinem "Gedächtnisschwund" seine
Glaubwürdigkeit in der Außenpolitik, nachdem er schon
in der Darfur-Frage seinen vollmundigen Ankündigungen keine
Taten folgen ließ", kritisierte der GfbV-Asienreferent
Ulrich Delius. "Mit seinem opportunistischen Auftritt in Peking
und seinem Buhlen um Aufträge Chinas für die
französische Wirtschaft macht er einmal mehr deutlich, dass
es keine an Werten orientierte gemeinsame EU-Außenpolitik
gibt." Da sich die Menschenrechtslage in China seit Sarkozys
Plädoyer im April nicht gebessert habe, rechtfertige nichts
seinen plötzlichen Meinungswandel.
So seien im November 2007 erneut vier Uiguren aus politischen
Gründen zum Tode und zwei zu lebenslanger Haft verurteilt
worden. Auch die religiöse Verfolgung hielte an: So sei der
katholische Bischof Jia Zhigua (Diözese Zheng Ding, Provinz
Hebei) zweimal - am 5. Juni und am 23.August 2007 - verhaftet
worden. Drei katholische Priester seien am 24. Juli in Ximeng
(Innere Mongolei) festgenommen worden. Die Verfolgung von Falun
Gong-Anhängern sei in den letzten Wochen weiter
verstärkt worden.