Bozen, Göttingen, 26. Februar 2008
Die Christen der umstrittenen
irakischen Stadt und Provinz Kirkuk haben sich zu einem
überkonfessionellen Rat zusammengeschlossen, um die
Interessen ihrer Glaubensgemeinschaft besser vertreten zu
können. Die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV), die im autonomen nordirakischen Bundesstaat Kurdistan ein
Büro unterhält, berichtete am Dienstag, der "Rat der
Christen in Kirkuk" habe im Anschluss an seine
Gründungsversammlung am vergangenen Wochenende die
Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Westeuropa
verurteilt. Sie seien nicht nur eine öffentliche Beleidigung
des Islams und somit auch eine Beleidigung für das
Christentum, sondern auch ein Hindernis für die
Versöhnung und ein friedliches Zusammenleben der
Religionen.
Dem neuen Gremium der Christen gehören die
chaldäische, die altapostolische, die assyrische, die
syrisch-orthodoxe, die syrisch- katholische und die
armenisch-orthodoxe Kirche an, sagte der GfbV- Nahostreferent
Kamal Sido. Zentrale Aufgaben des Rates sind die Vertretung der
christlichen Bevölkerung der Stadt, die Unterstützung
der christlichen Flüchtlinge aus dem zentralen und
südlichen Irak sowie die Initiierung kultureller
Aktivitäten der christlichen Gemeinschaften. Der Rat mit
seinen drei Ausschüssen für Kultur, Soziales, Presse
und Öffentlichkeit versteht sich als partei-politisch
unabhängig.
Der Präsident des Irak, der Kurde Jalal Talabani, hatte bei
Gesprächen mit Repräsentanten der arabischen,
kurdischen, turkmenischen und christlichen Volksgruppen in Kirkuk
Anfang Februar zu einem friedlichen Miteinander und zur
Kooperation aufgerufen. Bei der Gelegenheit hatte er die
christlichen Kirchen dazu angeregt, sich
zusammenzuschließen. Nach Artikel 140 der irakischen
Verfassung soll ein Volksentscheid klären, ob die
ölreiche Provinz Kirkuk zukünftig weiter der
Zentralregierung in Bagdad unterstehen oder dem Bundesstaat
Kurdistan angeschlossen werden soll.