In: Home > News > Bosnien. Empörung und Entsetzen über Vernichtung von Beweisstücken der Opfer von Srebrenica
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, Sarajevo, 11. Mai 2009
Bosnische Flüchtlinge.
Mit Empörung und Entsetzen hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) zur Kenntnis nehmen müssen, dass
das internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag
Beweismaterial aus Massengräbern der Opfer von Srebrenica
vernichtet hat. "Die unwiederbringliche Zerstörung
persönlicher Gegenstände, die bei der Exhumierung der
Gräber geborgen wurden, ist ein ungeheuerlicher Skandal",
erklärte der Präsident der GfbV International, Tilman
Zülch, am Montag in Göttingen. "Mit der Vernichtung von
Ausweispapieren, Fotos und Kleidungsstücken Ermordeter wurde
den Überlebenden, die über das Schicksal ihrer
Angehörigen oft jahrelang im Ungewissen waren, ein zweites
Mal schweres Unrecht und Leid zugefügt."
"Wer es gewagt hätte, die Unterlagen des Frankfurter
Auschwitzprozesses zu vernichten, hätte einen weltweiten
Proteststurm ausgelöst. Zu diesem Proteststurm für die
überlebenden Frauen und Kinder von Srebrenica möchten
wir jetzt aufrufen", erklärten Tilman Zülch für
die GfbV International und Sharon Silber (New York) für Jews
Against Genocide. Zahlreiche jüdische Organisationen und
Persönlichkeiten, unter ihnen Simon Wiesenthal, Marek
Edelman, Ernst Tugendhat, Roy Gutman, Susan Sontag, Alain
Finkielkraut, André Glucksmann, Bernard Levi, Milan Stern,
Marcel Ophüls, Daniel Cohn-Bendit und David Kamphi, hatten
ihre Stimme für die bedrohten bosnischen Muslime erhoben und
betont, dass die Vernichtung von 8.373 muslimisch-bosnischen
Männern und Jungen an Verbrechen des Dritten Reiches
erinnern. Mehrere der Täter von Srebrenica wurden vom
Kriegsverbrechertribunal wegen Völkermordes
verurteilt.
Der Hauptankläger des Tribunals, Serge Brammertz, hat einem
Bericht der niederländischen Nachrichtenagentur ANP zufolge
während seines Besuchs in Sarajevo in der vergangenen Woche
zugegeben, dass rund 1.000 Gegenstände exhumierter
Srebrenica-Opfer vernichtet worden sind. Zuvor seien sie für
das Archiv fotografiert worden. "Dabei stehen in der
Gedenkstätte von Potocari bei Srebrenica große Hallen
der ehemaligen Akkumulatorenfabrik, die früher den
niederländischen UN-Blauhelmen als Stützpunkt dienten,
als Museum zur Aufnahme von Dokumenten und Beweismaterial zur
Verfügung", sagte Zülch.
Die GfbV hatte die Verbrechen in Bosnien bereits Ende 1992 mit
dem weltweit ersten Buch über den Genozid dokumentiert, 1995
einen Weltkongress in Bonn über den Völkermord
veranstaltet und die eingeschlossenen Bosnier während des
gesamten Krieges mit unzähligen politischen und
humanitären Initiativen unterstützt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090116ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081015de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080910de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080908de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080829ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080828de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080722de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080611ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080429ade.html
| [> IT ]
www.gfbv.it/3dossier/bosnia/indexbih.html
in www: www.icty.org | www.iccnow.org | www.ohr.int