Bozen, Göttingen, Den Haag, 8. September 2008
Bosnische Flüchtlinge.
Gemeinsam mit Betroffenen aus der ehemaligen UN-Schutzzone
Srebrenica wird die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am kommenden Mittwoch die Verkündung des Urteils im
ersten Zivilprozess von Srebrenica-Überlebenden gegen die
niederländische Regierung abwarten. Das Schicksal der
Kläger und ihrer ermordeten Angehörigen steht für
das aller Menschen aus der vier Jahre eingeschlossenen
Drina-Stadt in Ostbosnien. "Wir erwarten, dass sich die
niederländische Regierung endlich gemeinsam mit der
internationalen Gemeinschaft zu ihrer Verantwortung für die
8376 ermordeten Knaben und Männer der Stadt und ihre
überlebenden Angehörigen bekennt", sagte
GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch heute in
Göttingen.
Vor sechs Jahren haben die Familie des in Srebrenica ermordeten
Elektrikers Rizo Mustafic sowie Hasan Nuhanovic, der seine
Angehörigen verlor, beim Landgericht in Den Haag Klage
eingereicht. Darin werden die Niederlande für das Versagen
ihrer Blauhelmtruppen verantwortlich gemacht. Die Eltern und der
jüngere Bruder des für die UN tätigen
Übersetzers Nuhanovic hatten in einem Büro der
Blauhelme Schutz gesucht. Sie waren skandalöser Weise nach
nur einer Nacht durch einen Nuhanovic eng verbundenen
niederländischen UN-Kommandeur in den sicheren Tod geschickt
worden, während serbische Truppen bereits wenige Meter
entfernt Bosnier mordeten und vergewaltigten. Alle drei fanden
den Tod. Doch nur die Gebeine des Vaters wurden bisher in einem
Massengrab gefunden und identifiziert.
Unsere Menschenrechtsorganisation wird mit Klägern und
Überlebenden aus Srebrenica sowie dem Bürgermeister der
Stadt Srebrenica Herrn Abdurahman Malkic vor und nach der
Bekanntmachung des Urteils mit einer Mahnwache vor dem
Gerichtsgebäude in Den Haag stehen.