In: Home > News > Tschad: Hungersnot in Sahelzone breitet sich weiter aus
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Bozen, Göttingen, 11. Juni 2010
Landschaft in der Westsahara.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag vor den dramatischen Folgen einer sich ausweitenden
Hungerkatastrophe für die Hirtenvölker in der Sahelzone
gewarnt. "Im Tschad leiden 75 Prozent aller Viehhirten unter
akuter Hungersnot", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius. "Die extreme Dürre lässt die spärlichen
Wasserquellen versiegen und die Weidegründe für die
Viehherden verdorren. Mit ihrem Vieh verlieren die Nomaden ihre
Lebensgrundlage, denn es liefert ihnen die täglichen
Nahrungsmittel und ist meist ihr gesamter Besitz. Die im Zentrum
und Norden des Tschad lebenden Ureinwohner haben innerhalb eines
Jahres 40 Prozent ihres Viehbestandes verloren. Diese
Hirtenvölker sind damit akut in ihrer Existenz bedroht.
Dringend benötigen sie Futter für ihr Vieh", so
Delius.
Besonders bedroht von der anhaltenden Dürre sind die mehr
als 300.000 Daza in den Regionen Kanem und Bahr El Ghazal im
Zentrum des Landes. Die Daza zählen zum Volk der Toubou, der
neben den Tuareg bedeutendsten Bevölkerungsgruppe in der
Sahara. Mehr als 70 Prozent der Daza haben bereits aufgrund der
Trockenheit ihre Tiere verloren. In manchen Regionen des Landes
ist die Ernte der Bauern komplett ausgefallen, so dass es
überall an Nahrungsmitteln mangelt - für die Menschen,
aber auch für die Tiere.
Die Daza betreiben wie viele Halbnomaden Wanderweidewirtschaft
(Transhumance) und ziehen während der Trockenzeit aus dem
Norden in den feuchteren Süden. Erst in der Regenzeit kommen
sie in den Norden zurück. Als Reaktion auf die anhaltende
Trockenheit und die Nahrungsmittelknappheit verließen die
Daza-Nomaden in den Jahren 2009/2010 ihr traditionelles
Winterquartier in den nördlichen Regionen bereits deutlich
früher als normalerweise, was zu einer Überweidung im
Süden des Landes führte. "Es ist ein Teufelskreis, in
dem die Nomaden schon vorab als Verlierer feststehen, da das Land
nicht genug hergibt, um ihr Vieh zu ernähren", erklärte
Delius.
Noch schlimmer ist die Situation der mehr als 280.000 Nomaden und
Halbnomaden, mehrheitlich aus dem Volk der Toubou, in den drei im
Norden gelegenen Regionen Tibesti, Ennedi und Borkou. Aufgrund
der schwierigen Sicherheitslage sind dort nur wenige
Hilfsorganisationen aktiv und es gelangen kaum
Nahrungsmittellieferungen in die Region. Mehr als eine Million
Landminen erschweren die Arbeit der Helfer. Aufstandsbewegungen
und militärische Auseinandersetzungen zwischen Libyen und
dem Tschad haben die humanitäre Arbeit im Norden des Tschad
in den letzten zehn Jahren massiv beeinträchtigt.
Nomaden und Halbnomaden stellen 32 Prozent der ländlichen
Bevölkerung des Tschad. Sie besitzen 75 Prozent des
Viehbestandes des Landes. Die Viehwirtschaft (Rinder, Kühe,
Dromedare, Geflügel, Ziegen) steuert 40 Prozent der
Außenhandels-Erlöse des zentralafrikanischen Staates
bei. Der Tschad gilt als eines der ärmsten Länder der
Welt und rangiert auf Platz 170 von 177 der Rangliste der
entwickelten Staaten.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100324de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091027de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080819de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070627de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050816de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Tschad
| http://de.wikipedia.org/wiki/Tuareg
| www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=107
| www.temoust.org