In: Home > News > China: Literaturnobelpreisträger Mo Yan verhöhnt Opfer von Zensur
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Bozen, Göttingen, 7. Dezember 2012
Der chinesische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger 2012 Mo Yan.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft
dem chinesischen Literaturnobelpreisträger Mo Yan vor, mit
seiner Verharmlosung von Zensur in China Dutzende Schriftsteller
und Verleger zu verhöhnen, die dort aus politischen
Gründen inhaftiert sind. "Ein besonders tragisches Beispiel
ist das Schicksal des seit 17 Jahren aus politischen Gründen
inhaftierten mongolischen Schriftstellers und Verlegers Hada",
erinnerte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Am Tag der
Menschenrechte vor zwei Jahren hätte Hada aus der Haft
entlassen werden müssen. Doch seither wird er auch nach
chinesischem Recht illegal in Geheimgefängnissen
festgehalten und droht nach Augenzeugenberichten geisteskrank zu
werden." Hada war 1995 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil
er Bücher über die Geschichte der Mongolen
veröffentlicht hatte. Seine Frau und sein Sohn wurden
zeitweise in Sippenhaft genommen.
Mo Yan, dem am kommenden Montag, dem Tag der Menschenrechte, der
Literaturnobelpreis verliehen werden soll, hatte am Donnerstag
auf einer Pressekonferenz in Stockholm Zensur als notwendiges
Übel beschrieben und mit lästigen Sicherheitskontrollen
auf Flughäfen verglichen.
"Mo Yans literarische Verdienste sind unbestritten, doch er
täte gut daran, mehr Respekt gegenüber seinen Kollegen
zu zeigen, die sich der Zensur nicht unterwerfen und engagiert
für Meinungs- und Gedankenfreiheit eintreten", sagte Delius.
Im Gegensatz zu vielen in China inhaftierten Autoren hat Mo Yan
meist offene Auseinandersetzungen mit staatlichen Zensoren
vermieden. "Das ist seine persönliche Entscheidung, aber er
sollte als Nobelpreisträger wenigstens so viel Rückgrat
besitzen, Chinas verfolgte Schriftsteller nicht zu diffamieren.
Denn so diskreditiert er sich persönlich und den
Literaturnobelpreis."
Führende chinesische Intellektuelle hatten bereits in den
vergangenen Wochen die Auszeichnung von Mo Yan kritisiert, weil
sich der Autor auch für Propagandazwecke von der
chinesischen Staatsführung missbrauchen lässt. So hatte
er sich auf der Frankfurter Buchmesse 2009 geweigert, in einem
Raum mit dem chinesischen Exil-Schriftsteller Bei Ling
aufzutreten.
"Die Zensur in China ist unmenschlich und grausam. Der engagierte
mongolische Verleger Hada und seine Familie wurden
vorsätzlich und systematisch zerstört", kritisierte
Delius. So sei der Kontakt zu Hadas Ehefrau Xinna und seinem Sohn
Uiles Ende Oktober 2012 erneut abgerissen. Schon einmal waren sie
monatelang inhaftiert bzw. standen unter Hausarrest. Xinna hatte
in ihrem letzten Gespräch mit Freunden am 17. Oktober
gewarnt, dass ihr Ehemann aufgrund der harschen Haftbedingungen
geisteskrank zu werden drohe. Er habe bei ihrem Besuch im
Gefängnis nur apathisch gewirkt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101126de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080307de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/charta08-tb.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/mongol/mongolen.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/china.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/china1.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Mo_Yan
| www.tchrd.org | www.hrichina.org