In: Home > News > Zehn Jahre Völkermord in Darfur (25.2.2003). Kein Ende von Gewalt und Straflosigkeit in Darfur
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Bozen, Göttingen, 21. Februar 2013
Flüchtlinge in Darfur. Foto: GfbV-Archiv.
Anlässlich des zehnten Jahrestags des Beginns des
Völkermords in Darfur macht die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) auf die anhaltende Gewalt und
Straflosigkeit im Westen des Sudan aufmerksam. "Trotz zweier
Friedensabkommen ist Darfur heute weiter denn je zuvor von einem
dauerhaften Frieden entfernt", sagt der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius. "Dringend muss die internationale
Staatengemeinschaft mehr glaubwürdige Initiativen für
einen gerechten Frieden entwickeln, denn dort gibt es noch immer
enorme Fluchtbewegungen und große Not." So mussten im
Januar 2013 erneut fast 100.000 Menschen vor der eskalierenden
Gewalt die Flucht ergreifen. "Die internationale Gemeinschaft
steht in Darfur vor einem Scherbenhaufen ihrer Politik. Zwar
wurden im Weltsicherheitsrat mehr als zwei Dutzend Resolutionen
verabschiedet und 16.400 internationale Blauhelmsoldaten und
Polizisten in Darfur stationiert. Doch es ist nicht gelungen, die
Zivilbevölkerung wirksam zu schützen."
Der Darfur-Konflikt war am 25.2.2003 ausgebrochen, als sich
Darfuris nach Jahrzehnten der Marginalisierung mit Waffengewalt
gegen die sudanesische Armee erhoben. Die sudanesische Regierung
reagierte mit einer blutigen Kampagne der Vergeltung, die in
einen Völkermord mündete. Ihm sind inzwischen nach
Schätzungen mehr als 400.000 Menschen zum Opfer gefallen.
Von der sudanesischen Armee ausgerüstete und gesteuerte
Milizen zerstörten mehr als 4.500 Dörfer, ermordeten
oder vertrieben die Zivilbevölkerung und vergifteten ihre
Brunnen.
"Die von der sudanesischen Regierung schon vor neun Jahren
versprochene Entwaffnung der Milizen ist bis heute nicht
erfolgt", kritisierte Delius. Die gezielte Bewaffnung von
nicht-staatlichen Akteuren durch die sudanesische Armee zeigt
auch heute noch katastrophale Folgen. So waren es vor allem
Auseinandersetzungen zwischen arabischen Bevölkerungsgruppen
um den Zugang zu Weideland, Wasser und um die Kontrolle von
Goldminen, die die jüngste Flüchtlingskatastrophe im
Januar 2013 auslösten. Diese zum Teil noch immer von der
Armee unterstützten Milizen hatten vor allem in den Jahren
2003 bis 2006 afrikanische Bevölkerungsgruppen gezielt
vernichtet oder vertrieben.
Es gibt aber auch noch immer Bombardements von Dörfern durch
die sudanesische Luftwaffe, die die Zivilbevölkerung im
Kampf gegen Darfur-Freiheitsbewegungen nicht schont. Mehr als
zwei Millionen Menschen warten in Flüchtlingslagern in
Darfur oder im Tschad auf mehr Sicherheit, um in ihre
zerstörten Heimatdörfer zurückkehren zu
können. Die sudanesische Regierung betreibt zwar
systematisch die Schließung der Flüchtlingslager, um
den Eindruck von Frieden zu erwecken. So müssen auf
Anordnung der Behörden internationale Hilfsorganisationen
ihre Arbeit in den Camps einstellen. Doch nur wenige
Flüchtlinge können zurückkehren, da es keine
Sicherheit gibt und ihr Land nun von arabischen
Bevölkerungsgruppen kontrolliert wird. "Statt den
Völkermord aufzuarbeiten und sich für eine
Versöhnung zwischen Tätern und Opfern einzusetzen,
werden die Ergebnisse des Genozids nun legalisiert und offiziell
anerkannt", sagte Delius. "So wächst die Verbitterung unter
vielen Darfuris und neue Konflikte sind vorprogrammiert."
Die Traumatisierung der Überlebenden des Genozids wird noch
durch die mangelnde Strafverfolgung der Täter
verschärft. So ignoriert die internationale Gemeinschaft die
Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den
sudanesischen Staatspräsidenten Omar Hassan al Bashir sowie
gegen einen früheren Minister und gegen Milizenchefs.
Folgenlos bleibt auch, dass die sudanesische Regierung die
Strafverfolgung für die Verbrechen in Darfur seit Jahren
verschleppt, Zeugen einschüchtert, unabhängige
Ermittler bedrängt und Spuren verwischt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120810de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120515de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120302de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120104de.html
| | www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-delius.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-ibra.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-mande.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-de.html
in www: www.savedarfur.org | www.hrw.org/reports/2011/06/05/darfur-shadows-0