In: Home > News > Äthiopien: Ökologie nicht beachtet - Rückzug ausländischer Agrar-Investoren
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Bozen, Göttingen, 29. November 2013
Anuak-Kinder in der Region Gambella im Westen Aethiopiens. Foto: gill_penney/flickr.com.
Nachdem erste große ausländische
Landwirtschaftsprojekte in Äthiopien gescheitert sind,
fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
noch einmal nachdrücklich, dem Landraub Einhalt zu gebieten.
"Die äthiopische Regierung hat 30.000 Angehörige des
indigenen Volkes der Anuak in der Region Gambella seit 2008
zwangsumgesiedelt, um indischen und saudi-arabischen
Agrar-Investoren riesige Anbauflächen zu verschaffen",
kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in
Göttingen. "Doch weil die Besonderheiten der Ökologie
und das Wissen der Kleinbauern nicht beachtet wurden, wurde die
von der Regierung versprochene Modernisierung der Landwirtschaft
zum Desaster, bedeutende Investoren ziehen sich enttäuscht
zurück und statt großer Ernteerträge verrotten
die Maschinen."
"Die Anuak in Gambella sind die großen Verlierer einer
über ihre Köpfe hinweg beschlossenen Agrarpolitik",
erklärte Delius. "Ihnen wurden für das Land, das sie
seit Generationen bewirtschaften, nur Nutzungsrechte zugestanden,
nicht jedoch das Eigentum. Durch Landraub haben sie 42 Prozent
ihres Landes verloren. Viele Dörfer und Gemeinschaften
wurden entwurzelt und haben durch die Zwangsumsiedlungen ihre
Lebensgrundlage verloren."
Der indische Großinvestor Karuturi aus Bangalore hat
100.000 Hektar in Gambella gepachtet, von denen erst vier Prozent
bewirtschaftet werden. Jetzt klagt er darüber, dass 80
Prozent seines Pachtlandes bis zu sieben Monate im Jahr vom Fluss
Baro überschwemmt sind. Traktoren, Ernte- und
Bewässerungsmaschinen stehen nutzlos herum, weil der Betrieb
weitestgehend ruht. Dabei stand Karuturis Großinvestition
im Zentrum der neuen äthiopischen Landwirtschaftspolitik,
mit der die landwirtschaftlichen Exporte massiv gesteigert werden
sollten, um die Handelsbilanz Äthiopiens zu verbessern: 2015
sollten Agrarerzeugnisse im Wert von 6,6 Milliarden US-Dollar
exportiert werden, zwischen Juli 2012 und Juli 2013 waren es
bislang jedoch nur Exporte im Wert von 3,08 Milliarden US-Dollar
- weniger als noch im Vorjahr.
Große Probleme mit seinen Investitionen in Gambella hat
auch das saudi-arabische Unternehmen Saudi Star, das auf
zunächst 10.000 Hektar Reis für den Export auf die
arabische Halbinsel anbaut. Saudi Star drohen
Strafmaßnahmen der äthiopischen Behörden, weil
der Großbetrieb seine Produktion wegen wirtschaftlicher
Schwierigkeiten eingestellt hat und alle pakistanischen
Fachkräfte Äthiopien verlassen mussten. Eine Plantage
des indischen Unternehmens Verdanta Harvest fiel am 20. Oktober
2013 einem Brandanschlag zum Opfer. Der Firma wird vorgeworfen,
Waldgebiete illegal zu roden und in illegalen Holzhandel
verstrickt zu sein. Nur 70 der gepachteten 3.012 Hektar Land
nutzt das Unternehmen bislang für den Tee-Anbau.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130610de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130416de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120911de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110401de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100614de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100519de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091027de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090821de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/anuak.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Land_grabbing
| http://de.wikipedia.org/wiki/Anuak
| www.solidaritymovement.org
| www.oromia.org