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Südsudan: Mehr als 600.000 Flüchtlinge seit Mitte Dezember 2013

Zerstörte Städte, verbrannte Erde - Schwere Menschenrechtsverletzungen müssen geahndet werden!

Bozen, Göttingen, 23. Januar 2014

Straßenszene im Südsudan. Foto: Dr. John Ariki. Straßenszene im Südsudan. Foto: Dr. John Ariki.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat allen Konfliktparteien im Südsudan schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen und eine Bestrafung der Verantwortlichen gefordert. "Es kann nicht angehen, dass nun ein Waffenstillstand unterzeichnet wird und die Verantwortlichen für Massaker, Vergewaltigungen, Plünderungen, Brandschatzungen und den Missbrauch von Kindersoldaten straffrei bleiben", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Nach GfbV-Schätzungen sind seit dem 15. Dezember 2013 mehr als 600.000 Menschen vor den Kämpfen geflohen. "Viele Regionen des Südsudan haben in den vergangenen vier Wochen mehr Gewalt und Zerstörung erlebt als in 38 Jahren des Krieges gegen den Sudan 1955 bis 1972 und 1983 bis 2004. Es grenzt an Verbrechen gegen die Menschlichkeit, mit welcher Rücksichtslosigkeit und Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung die Kriegsherren vorgegangen sind, um ihre eigene Macht zu sichern."

Seit Ausbruch des Machtkampfes zwischen dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und seinem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar haben 91.000 Südsudanesen in den Nachbarländern Zuflucht gesucht und 510.000 Menschen sind innerhalb des Südsudans auf der Flucht. Ganze Städte wie Bor, Bentiu und Malakal liegen in Trümmern, weil sie nach Plünderungen und Brandschatzungen weitgehend von den Bewohnern verlassen wurden. Häufige Frontwechsel schürten noch die Not der Zivilbevölkerung und das Ausmaß der Zerstörung. So wechselte die Kontrolle über die Stadt Bor allein vier Mal zwischen der südsudanesischen Armee und den Rebellen unter Riek Machar.

Alle Konfliktparteien haben schwere Menschenrechtsverletzungen begangen, erklären Augenzeugen. Viele traumatisierte Flüchtlinge berichten von Massakern an unbewaffneten Angehörigen der Dinka und Nuer, denen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit unterstellt wurde, den jeweiligen Kriegsgegner zu unterstützen. Parlamentsabgeordnete aus Bor befürchten, dass mehr als 2.500 Menschen bei den Kämpfen in der Stadt zu Tode kamen. Alle älteren Menschen, die sich geweigert hatten zu fliehen, seien getötet worden. Unter den Opfern sollen auch viele Frauen sein, die mit ihren kleinen Kindern nicht flüchten konnten oder wollten. In einem Kirchengebäude wurden die Leichen von 14 Frauen gefunden.

Beide Konfliktparteien werfen sich gegenseitig Kriegsverbrechen vor und beteuern ihre eigene Unschuld. So beschuldigt die südsudanesische Regierung die Rebellen, in Bor 127 Patienten des Krankenhauses ermordet zu haben. "Angesichts der geringen Bereitschaft beider Parteien, Menschenrechtsverletzungen ihrer Truppen einzuräumen, wird es enorm schwierig werden, die Verantwortlichen für die Verbrechen vor Gericht zu bringen", befürchtet Delius.