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Drohender Krieg zwischen Sudan und Südsudan

Europa soll sich für Frieden einsetzen - Schicksal von 500.000 südsudanesischen Kriegsflüchtlingen im Sudan muss geklärt werden

Bozen, Göttingen, 12. April 2012

Sudanesische Frauen. Foto: GfbV-Archiv. Sudanesische Frauen. Foto: GfbV-Archiv.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert mehr Engagement der Europäischen Union (EU), um einen neuen Krieg zwischen dem Sudan und dem Südsudan zu verhindern. "Nur internationale Vermittler können verhindern, dass sich die beiden verfeindeten Staaten jetzt offiziell den Krieg erklären", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Die Syrien-Krise darf nicht dazu führen, dass Europa zur Eskalation der Gewalt in Ostafrika schweigt." Beide Länder haben ihre Armeen in den vergangenen Monaten hochgerüstet, so dass ein erneuter Krieg katastrophale Folgen hätte und nur schwer einzudämmen wäre. Der Sudan hat bereits gestern zur Generalmobilmachung seiner Truppen aufgerufen.

Die Spannungen zwischen beiden Ländern hatten sich am Osterwochenende zugespitzt, nachdem der Südsudan gemeldet hatte, seine Armee habe die ölreiche Region um die Stadt Heglig in Südkordofan eingenommen. Zuvor hatte der Sudan Luftangriffe auf den Nachbarstaat geflogen. Beide Länder beschuldigen sich gegenseitig für die jüngste Eskalation.

Der Sudan und der Südsudan haben nach Vermittlung der Afrikanischen Union am 10. Februar 2012 in Addis Abeba einen Nichtangriffspakt geschlossen. Damals kam die Hoffnung auf, ein erneuter Krieg zwischen beiden Staaten könnte verhindert werden. Nach 37 Jahren Bürgerkrieg hatte der Südsudan erst im Juli 2011 seine Loslösung vom Sudan erreicht. Beide Staaten hatten sich auf die Regelung weiterer Streitfragen geeinigt und am 14. März 2012 in Addis Abeba ein Abkommen über Fragen der Staatsangehörigkeit und der Demarkierung der gemeinsamen Grenze verständigt. "Doch offensichtlich gibt es in der sudanesischen Armee Kreise, die verhindern wollen, dass diese Abkommen umgesetzt werden."

Sudanesische Politiker hatten insbesondere das Abkommen über die Staatsangehörigkeit kritisiert. Sie wollten nicht hinnehmen, dass sich auch Südsudanesen frei im Sudan bewegen, ihren Wohnsitz dort behalten und auch arbeiten können. Rund 500.000 Südsudanesen, die in den vergangenen Jahrzehnten als Kriegsflüchtlinge in den Nordsudan kamen, leben noch immer im Großraum Khartum. "Ihre Zukunft ist nun ungewiss, da am 8. April 2012 eine vom Sudan gesetzte Frist ablief, von der an diese Flüchtlinge dort als Ausländer angesehen werden. Da sie nicht über südsudanesische Ausweispapiere verfügen, sind sie zahlreichen Repressalien durch die Behörden ausgesetzt", berichtete Delius. Seit Ostern wurden mehrere hundert Südsudanesen an der Ausreise gehindert. "Wieder einmal wird die Zivilbevölkerung zum Spielball eines Machtkampfes zwischen der sudanesischen und der südsudanesischen Regierung. Dieses unwürdige Spiel muss schnell enden, da viele Flüchtlinge schwer traumatisiert sind."