In: Home > News > Westsahara: Waffenstillstand scheitert nach 29 Jahren
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Bozen, Göttingen, 16. November 2020
Sahraui-Protest zum Schutz der Rohstoffe der Westsahara. Foto: www.wsrw.org.
Nach dem Scheitern eines seit 29 Jahren in der Westsahara
bestehenden Waffenstillstandes hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) vor den Folgen eines Krieges in der
ehemaligen spanischen Kolonie gewarnt. Die
Menschenrechtsorganisation befürchtet eine humanitäre
Katastrophe in Nordafrika, da mehr als 100.000 Geflüchtete
aus der Westsahara weitgehend schutzlos im Süden Algeriens
leben. Dringend müsse die Europäische Union (EU) ihre
Friedensanstrengungen verstärken und sich der
Weltsicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung mit der
Eskalation des Konflikts beschäftigen. "Ein neuer Krieg
hätte katastrophale Folgen für die
Zivilbevölkerung in der Region, die ohnehin unter der
wachsenden Destabilisierung in der Sahara leidet. Wenn nach Mali,
Burkina Faso und Niger nun auch noch die Westsahara brennt, wird
dies Flucht und Elend in Nordafrika schüren", erklärte
der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Samstag in
Göttingen.
Die für die Unabhängigkeit der völkerrechtswidrig
von Marokko besetzten Westsahara eintretende Frente Polisario
hatte den Waffenstillstand gestern als gescheitert bezeichnet,
nachdem marokkanische Truppen in eine von UN-Soldaten gesicherte
Pufferzone eindrangen und das Waffenstillstandsabkommen
verletzten.
Die EU trage besondere Verantwortung, einen neuen Krieg in der
Westsahara zu verhindern, erklärte Delius. Denn Spanien
könne als Kolonialmacht nicht tatenlos zusehen, wie
Menschenrechte in der Westsahara missachtet würden und
Marokko ständig neue Fakten schaffe, um seine Besetzung der
Westsahara zu sichern. Auch habe Frankreich Marokkos Militär
seit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes 1991 systematisch
hochgerüstet. Deutschland habe Ähnliches beim
Polisario-Partner Algerien getan, so dass bei einer weiteren
Eskalation der Spannungen in Deutschland entwickelte
Rüstungsgüter gegen französische Waffensysteme zum
Einsatz kommen könnten.
Dringend müssten die Bemühungen um eine politische
Lösung des Konflikts verstärkt werden, forderte die
Menschenrechtsorganisation. So müsse die EU darauf
drängen, daß endlich ein neuer UN-Sondergesandter
für die Westsahara ernannt werde. Seit
Alt-Bundespräsident Horst Köhler im Mai 2019 aus
gesundheitlichen Gründen seine Vermittlerrolle niederlegte,
ist das Amt vakant geblieben.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170505de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111028de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101108de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100419de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100307de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091204de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sahrawi/sahr-mp.html
| www.gfbv.it/3dossier/sahrawi/sahrawi-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sahrawi/sah-mayr.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Westsahara
| www.arso.org | https://minurso.unmissions.org
| www.wsrw.org | https://de.wikipedia.org/wiki/Frente_Polisario