In: Home > News > Ankündigung des Hohen Repräsentanten: Endlich ein Gesetz gegen Genozid-Leugnung für Bosnien
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Bozen, Göttingen, 26. November 2020
Zwei Frauen vor den Särgen der Opfer von Srebrenica. Foto: GfbV-Archiv.
Der Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina,
der Österreicher Valentin Inzko, hat ein längst
überfälliges Gesetz gegen die Leugnung von
Völkermordverbrechen angekündigt. In einem
Presseinterview bekräftigte er vor einigen Tagen, er werde
dafür seine sogenannten Bonner Befugnisse nutzen, wenn das
Parlament des Landes nicht bald selbst ein entsprechendes Gesetz
verabschiedet. Dies verhindern serbische Politiker bereits seit
Jahren. "Die Überlebenden der Verbrechen und die
Angehörigen der Opfer warten seit 25 Jahren darauf, dass die
Leugnung des Genozids endlich unter Strafe gestellt wird",
erklärt Jasna Causevic, Referentin für
Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Das ist
unerlässlich für den Frieden in Bosnien und Zukunft des
Landes. Zum 26. Jahrestag des Massakers von Srebrenica, am 11.
Juli 2021, wird also hoffentlich niemand mehr behaupten
dürfen, dieser Massenmord hätte nicht
stattgefunden."
Besonders in der serbisch dominierten Republika Srpska sei die
Genozid-Leugnung bisher Alltag. "Serbische Kinder lernen dort in
der Schule eine Fantasie-Version der Geschichte. Völlig
verzerrte Helden- und Opfermythen werden so in die nächste
Generation fortgeschrieben", berichtet Causevic. "Verurteilte
Kriegsverbrecher werden im serbischen Teil Bosniens offen
verehrt, staatliche Institutionen nach ihnen benannt und
Denkmäler für sie errichtet - Gedenkstätten
für die Opfer werden aber verhindert. Unter diesen
Bedingungen kann es keine nachhaltige Versöhnung geben. Im
Gegenteil: Weitere Gewalt wird dadurch wahrscheinlicher."
Eine gesetzliche Regelung, ähnlich dem Verbot der
Holocaust-Leugnung in Deutschland und Österreich, sei nicht
nur ein Gebot der Gerechtigkeit. Versöhnung und Frieden
gelten als entscheidende Voraussetzungen für die weitere
Entwicklung Bosniens. Das Land strebt eine Mitgliedschaft in der
Europäischen Union und der NATO an. "Auf diesem Weg hat
Bosnien noch sehr viel Arbeit vor sich. Die notwendigen Reformen
in der öffentlichen Verwaltung und der Bekämpfung von
Korruption und organisierter Kriminalität werden jedoch
ausgerechnet von der Republika Srpska blockiert", so Causevic.
Die Möglichkeit dazu sei ihr im Friedensvertrag von Dayton
zugestanden worden.
Das Friedensabkommen von Dayton, das den Bosnien-Krieg formal
beendete, jährte sich vor einigen Tagen zum 25. Mal. Zu
dieser Gelegenheit hat die GfbV ein Memorandum
veröffentlicht, das die massiven Defizite des Abkommens und
seine Auswirkungen auf die heutige Zeit analysiert. Das
Memorandum "25. Jahre nach Dayton - Ein Konflikt in der
Warteschleife" finden Sie in
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2020/GfbV-Memo_25-Jahre-nach-Dayton_Bosnien-und-Herzegowina.pdf.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201113de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120710de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110720de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110526de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100709de.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/hauser.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/mladic-leone-de.html
in www: www.icty.org | www.iccnow.org | www.ohr.int