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Bozen, Göttingen, 11. März 2021
Minority SafePack.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bedauert
zutiefst die Entscheidung der EU-Kommission, die
Bürgerinitiative "Minority Safepack (MSPI)" für ein EU
weit gültiges Minderheitenpaket zu versenken. Die
unmissverständliche Botschaft ist ein Schlag ins Gesicht der
kulturellen, religiösen, sprachlichen und nationalen
Minderheiten. Die EU erklärte sich mit der
Rückverweisung als nicht zuständig für die
Umsetzung von Minderheitenrechten. Das widerspricht den
Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, den
Unions-Verträgen, die die Regelung der Minderheitenfragen
vorsehen und der EU-Grundrechtecharta. Die Ablehnung dieser
erfolgreichen Bürgerinitiative mit mehr als einer Million
Unterschriften in sieben Mitgliedsstaaten ist auch eine
Entscheidung gegen die Mitbestimmung der Bürgerinnen und
Bürger der Union.
Das Generalsekretariat der Kommission antwortet im Namen von
Präsidentin von der Leyen auf die Stellungnahme der
GfbV-international ironisch bis zynisch. Einerseits betont die
Kommission, sich für die Achtung der Rechte von Personen,
die Minderheiten angehören und für die kulturelle und
sprachliche Vielfalt einzusetzen. Andererseits stellt die
Kommission fest, bereits Maßnahmen ergriffen zu haben.
Deshalb sei die Kommission ihren Verpflichtungen zur Genüge
nachgekommen.
Eine von der Realität der Minderheiten abgehobene
Feststellung. Die Fedaral Union of European Nationalities (FUEN)
startete ihre Bürgerinitiative "Minority Safepack (MSPI)"
aus der politischen Notwendigkeit heraus, das Sterben der
Minderheitensprachen und Minderheitenkulturen zu stoppen. Laut
der Studie "euromosaic" der EU-Kommission von 1996 haben von den
48 Minderheitensprachen im EU-Raum 23 nur noch eine "begrenzte"
oder "keine" Überlebensfähigkeit. Zwölf weitere
Minderheitensprachen werden als "bedroht" eingestuft. Seit der
Veröffentlichung der Studie wurde wenig gegen das
Sprachensterben unternommen.
Die EU-Kommission setzte sich mit ihrer Entscheidung über
die Institution der EU hinweg, die über die höchste
demokratische Legitimität verfügt, nämlich
über das von den Bürgerinnen und Bürger direkt
gewählte Europaparlament. Eine große Mehrheit der
Europaabgeordneten stimmte nach einer Parlamentsanhörung der
Bürgerinitiative für die Minderheiten-Internative.
Trotzdem entschied sich die Kommission dagegen.
Die Ablehnung der Bürgerinitiative durch die EU-Kommission
wird auch dazu beitragen, die Selbstbestimmungs-Bewegungen in
Katalonien, im Baskenland, auf Korsika oder bei den Ungarn im
rumänischen Siebenbürgen zu stärken. Die
Kommissionsantwort fördert letztendlich die Unruhe in den
Regionen der sprachlichen und nationalen Minderheiten. Mit ihrer
Haltung machte sich die EU-Kommission zur Hüterin der
Nationalstaatsinteressen. Das Bekenntnis zur kulturellen und
sprachlichen Vielfalt verkommt zu einem Lippenbekenntnis. Eine
verpasste Chance allemal.
Wolfgang Mayr, Jan Diedrichsen
Schreiben der GfbV an Kommissionspräsidentin Dr. von der Leyen und Antwort des Generalsekretariats der Europäischen Kommission: www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210226de.html.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210226de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210122de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201014de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180325de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200619de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200802de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200619de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200407de.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami1.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami2.html
in www: www.minority-safepack.eu |
www.fnp.frl/english/news/61/