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Bozen, Göttingen, 7. April 2020
Flagge der Roma, angenommen auf dem Ersten Welt-Roma-Kongress am 8. April 1971 in London.
Anlässlich des Welt-Roma-Tages am 8. April fordert die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die
Europäische Union und den Europarat und seine
Mitgliedsstaaten dringend dazu auf, sofort und nachhaltig auf die
durch die Corona-Krise nochmals verschärfte Lage von Roma
auf dem Westbalkan zu reagieren. Die Expertise des Europarates
aus dem Monitoring der Lage dieser Minderheiten auf dem
Westbalkan könne helfen, eine humanitäre Katastrophe zu
verhindern. Auch die internationalen und deutschen Hilfswerke
seien aufgerufen, Roma-Familien auf dem Westbalkan zu
helfen.
"Ohne fließendes Wasser, Hygieneartikel und
Desinfektionsmittel sind bosnische Roma einer Infektion durch das
Coronavirus schutzlos ausgeliefert. Die Mehrheit von ihnen hat
keine Krankenversicherung. Ausschließlich auf das Sammeln
und den Verkauf von Sekundärrohstoffen angewiesen, verlieren
Roma durch die Schließung der entsprechenden Kaufstellen
und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit die Basis
für ihre Existenz", erklärte Dervo Sejdic, Vorsitzender
des Kali Sara - Roma Information Center in Sarajevo gestern in
einem Statement für die GfbV.
"Durch die bereits katastrophale Lage der Roma auf dem Westbalkan
kann die Covid-19-Pandemie verheerende Folgen haben",
ergänzt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für
Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. "Mangelhafte
Infrastruktur, beengte Verhältnisse, die soziale Distanz
unmöglich machen, fehlende finanzielle Mittel und ein
eingeschränkter Zugang zum Gesundheitssystem machen diese
Minderheit noch anfälliger für eine Erkrankung." Der
Europarat, als kompetentestes europäisches Forum, für
die Menschenrechte, die Sicherung demokratischer Grundsätze
sowie rechtsstaatliche Grundprinzipien und Wächter über
die Europäische Menschenrechtskonvention, müsse schnell
Hilfe initiieren. Sonst drohten viele Menschen zu sterben.
Die GfbV fordert dringend Hilfspakete, Medikamente,
Desinfektionsmittel und Schutzkleidung sowie Babynahrung für
notleidende Roma in allen Ländern des ehemaligen
Jugoslawien. Dazu müsse die Trinkwasser- und Stromversorgung
in den Roma-Siedlungen sichergestellt werden. Medikamente
für chronische Krankheiten wie Diabetes, Asthma oder
psychische Erkrankungen müssen mitgeliefert werden. Alle
diplomatischen Vertretungen der EU und der Mitgliedstaaten des
Europarates müssen aufgerufen werden, diese Hilfe vor Ort zu
koordinieren.
Auch jenseits der notwendigen Sofortmaßnahmen in der
aktuellen Krise beklagt die GfbV die bisher unzureichende Achtung
der Minderheitenrechte und fehlenden Schutzmaßnahmen
für Roma auf dem Westbalkan durch die Institutionen der EU.
"Im Programm der EU-Ratspräsidentschaft Kroatiens in der
ersten Hälfte 2020 ist von Wachstum, Verkehr, Energie und
Digitalem sowie dem Thema Migration in Europa die Rede. Mit
keinem Wort wird die notwendige Verbesserung der Lage der
größten ethnischen Minderheit in den benachbarten
Ländern erwähnt", kritisiert Causevic. "Auch, wenn
bisher nur wenige Länder des ehemaligen Jugoslawien in der
EU sind, erfordern die anhaltende Diskriminierung und
schwerwiegende Verletzungen ihrer Werte eine Reaktion auf
EU-Ebene". Jeder neue Beitritt müsse an eine Verbesserung
der Lage der Roma geknüpft werden. Gerade Deutschland,
Frankreich, Großbritannien und die USA seien wegen ihrer
Mitwirkung am Friedensabkommen von Dayton (1995)
mitverantwortlich, dass in Bosnien und Herzegowina seit 25 Jahren
eine diskriminierende Verfassung gelte. Wichtige Ämter seien
Bosniaken, Serben und Kroaten vorbehalten. Angehörige der 17
Minderheiten, darunter Roma und Juden, 12 Prozent der
Gesamtbevölkerung, seien ausgeschlossen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190801de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140327de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090810de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090407de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090206de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080408de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/rom2009-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/rom-ita-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/thrakien.html
| www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/20041026-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/rom.html
| www.gfbv.it/3dossier/rom-dt.html
| www.gfbv.it/3dossier/errc-dt.html
| www.gfbv.it/3dossier/linkgfbv.html#rom
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Tag_der_Roma
| www.unionromani.org |
www.errc.org |
www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+MOTION+B6-2005-0273+0+DOC+XML+V0//DE