Bozen, Göttingen, 20. Mai 2003
Mit einem dringenden Hilferuf haben
sich Roma, Aschkali und Ägypter aus dem Kosovo am Dienstag
an die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in
Göttingen gewandt: Mazedonische Sicherheitskräfte haben
rund 680 ihrer Landsleute in Lazince bei Bitola an der
mazedonisch-griechischen Grenze eingekesselt. Journalisten,
Menschenrechts- und Hilfsorganisationen wird der Zugang zu den
Flüchtlingen verwehrt. Sofort hat die GfbV dagegen in einem
offenen Brief an den mazedonischen Regierungschef Branko
Crvenkovski scharf protestiert. "Mazedonien missachtet die
Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen sowie die Charta der
EU, der OSZE und des Europarates", heißt es in dem
Schreiben der internationalen Menschenrechtsorganisation, "wir
fordern Sie dringend auf dafür zu sorgen, dass diese
Vertriebenen menschlich behandelt werden." Die GfbV erinnerte
daran, dass die Roma, Aschkali und Ägypter im Kosovo
Furchtbares erlebt haben. Sie seien mit großer
Brutalität verfolgt und vertrieben worden und bis heute in
ihrer Heimat nicht sicher. Albanische Extremisten hätten 75
ihrer Dörfer und Wohnviertel sowie 14.000 ihrer 19.000
Häuser zerstört.
Die 680 Roma, Aschkali und Ägypter werden seit Sonntag unter
freiem Himmel festgehalten. Sie wollten in Griechenland Asyl
beantragen, nachdem die mazedonische Regierung ihr
Flüchtlingslager aufgelöst und die humanitäre
Versorgung eingestellt hatte. Unter den Flüchtlingen
befinden sich 350 Kinder, darunter zehn Neugeborene. Einige der
Kinder leiden bereits an Durchfallerkrankungen.
Seit dem 1. März führt der GfbV-Beauftragte im Kosovo,
der amerikanische Journalist Paul Polansky, in Wohnsiedlungen der
Roma- Minderheiten detaillierte Untersuchungen durch. Seinen
Berichten zufolge sind Rückkehrer massivem Druck bis hin zu
gewalttätigen Übergriffen ihrer albanischen Nachbarn
ausgesetzt. Die humanitäre Lage dieser Minderheiten sei
erbärmlich. Sie fänden so gut wie nie einen
Arbeitsplatz und hätten oftmals nicht einmal genug
Lebensmittel zur Verfügung.