Bozen, Göttingen, Berlin, 24. August 2004
Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) hat der Europäischen Union am
Dienstag Versagen bei der Bekämpfung des Völkermordes
im Sudan vorgeworfen. "Die EU steht vor einem Scherbenhaufen
ihrer Darfur-Politik, nachdem die sudanesische Regierung gestern
eine afrikanische Schutztruppe für die Krisenregion
abgelehnt hat", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius. Bislang ist die nach Darfur entsandte Truppe der
Afrikanischen Union (AU) nur mit der Beobachtung des
Waffenstillstandes betraut, ein weitergehender Schutz der
Zivilbevölkerung ist nicht vorgesehen.
"Viel zu schnell hat die EU jede humanitäre Intervention im
Sudan abgelehnt und die Verantwortung für ein Ende der
schweren Menschenrechtsverletzungen an die Afrikanische Union
delegiert, und diese ist offensichtlich mit der Bewältigung
der Krise überfordert", kritisierte Delius. In den Augen
Khartums sei die AU ein zahnloser Tiger, der nicht ernst genommen
werden müsse. Denn trotz der Entsendung der Beobachtertruppe
hielten die schweren Menschenrechtsverletzungen weiter an.
Nur glaubwürdige internationale Drohungen mit einer
humanitären Intervention hätten die Machthaber in
Khartum veranlassen können, die Janjaweed-Milizen zu
entwaffnen und die Verbrechen zu stoppen. Jetzt dürfe die
internationale Staatengemeinschaft die Weigerung der
sudanesischen Machthaber nicht tatenlos hinnehmen, der AU-Truppe
auch ein Mandat zum Schutz der Zivilbevölkerung zu
gewähren, forderte Delius. Sonst überlasse sie die
hilflose Dorfbevölkerung dem Terror der Janjaweed.