Bozen, Göttingen, 12. Januar 2005
Als "schallende Ohrfeige für ausländische Helfer"
und "Verhöhnung der Überlebenden der Flutkatastrophe in
Aceh" kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am Mittwoch den Beschluss der indonesischen Regierung,
alle ausländischen Soldaten müssten das
Katastrophengebiet bis Ende März verlassen. "Statt die
langfristige Hilfe ausländischer Armeen dankbar anzunehmen,
fügt sich die indonesische Regierung der Kritik radikal
muslimischer Gruppen", erklärte der GfbV-Asienreferent
Ulrich Delius. "Indonesiens Führung hat nicht das Wohl der
Überlebenden der Flutkatastrophe im Auge, sondern lässt
sich von innenpolitischem Kalkül leiten, wenn es die Hilfe
des Auslands einschränkt".
Vor allem US-amerikanische und australische Soldaten hätten
in den letzten Tagen wertvolle Katastrophenhilfe in Aceh
geleistet. Die Bundeswehr sei seit dem 5. Januar mit einem ersten
Kontingent von 50 Sanitätssoldaten in der zerstörten
Provinz. Das Eintreffen des Einsatzgruppenversorgers "Berlin" der
Bundesmarine vor der Küste Acehs werde dringend
erwartet.
Radikal-muslimische Milizen der "Bewegung der Islamischen
Verteidiger"(FPI) und der "Indonesische Rat der Mujahidin" (MMI)
hatten in den vergangenen Tagen mehrfach einen sofortigen Abzug
der ausländischen Soldaten gefordert, da sie die Helfer
beschuldigten, eine internationale Intervention vorzubereiten, um
einen unabhängigen Staat Aceh zu gründen. Auch der des
Terrorismus und der Zusammenarbeit mit Osama Bin Laden
beschuldigte muslimische Geistliche Abu Bakar Bashir hatte
gestern vor einem langfristigen Engagement ausländischer
Soldaten gewarnt. Bashir war für Terroranschläge gegen
ausländische Touristen in Bali Im Oktober 2002
verantwortlich. Ursprünglich hatte das
Bundesverteidigungsministerium einen längeren Einsatz der
Bundeswehr in Aceh geplant.
Die Milizionäre der FPI und der MMI hätten seit ihrer
Gründung Ende der 90er Jahre systematisch Spannungen
zwischen Muslimen und Christen in Konfliktregionen Indonesiens
(Molukken, Sulawesi) mit ihrer einseitigen Parteinahme für
radikale Muslime Konflikte geschürt.