Bozen, Göttingen, 18. Januar 2005
Die Freilassung des entführten höchsten Bischofs der
syrisch-katholischen Kirche in Mosul, Basilius Georg Qasmusa,
heute morgen wird die panische Massenflucht der
assyro-chaldäischen Christen aus dem Mittel- und
Südirak und vor allem aus den sunnitisch-arabischen Regionen
nicht stoppen können. Allein in Mosul waren bisher 80.000 -
90.000 Assyro-Chaldäer ansässig. Nach Schätzungen
der Gesellschaft für bedrohte Völker hat die Zahl der
ermordeten Christen 300 überschritten, die Zahl der ganz
oder teilweise zerstörten Kirchen 25 erreicht. "Über
Angriffe von radikalen Islamisten, von Baathisten und kriminellen
Gangs gegen Angehörige der christlichen Minderheit auf
offener Straße, einzelne Entführungen, Folterungen,
Vergewaltigungen oder Morde wird kaum noch berichtet", sagte der
Präsident der GfbV-International Tilman Zülch. "Aber
jeder dieser Akte verstärkt die Unsicherheit und Angst der
650.000 - 750.000 aramäischsprachigen Assyro-Chaldäer
des Irak. Mit ihnen leiden die 50.000 Mandäer, deren
vorchristliche Religion auf Johannes den Täufer
zurückgeht. Ihre Liturgiesprache ist das
Aramäische."
Inzwischen hat die Zahl der in den autonomen kurdischen Nordirak
geflüchteten assyro-chaldäischen Christen die 11.000
erreicht. In Jordanien, Syrien und Libanon dürften sich
zwischen 40.000 und 60.000 Flüchtlinge aufhalten. In
Irakisch-Kurdistan werden sie ausdrücklich willkommen
geheißen. Ein Aufnahmekomitee wurde gebildet. Der
stellvertretende Ministerpräsident Irakisch-Kurdistans, Herr
Sargis Aghajan, gehört selber der Minderheit an. Die
Flüchtlinge erhalten dort Sozialhilfe, ihnen wurden
teilweise Grundstücke und Hilfen für den Bau von
Häusern zugesichert. Die Gesellschaft für bedrohte
Völker hat sich im Dezember 2004 an die 25 Staaten der EU,
die USA, Kanada, Japan, Norwegen und die Schweiz, sowie an die
EU-Kommission und die Abgeordneten des Parlaments gewandt und um
Einrichtung von Fonds für die Versorgung der
Flüchtlinge und für deren Eingliederung im Nordirak
gebeten. Eine Reihe von zunächst positiven Antworten hat
unsere Menschenrechtsorganisation erreicht.