Bozen, Göttingen, 2. Juni 2005
Das geistliche Oberhaupt der Kurden in Syrien, Scheich Maschuk
Al Khznawi, der am 10. Mai von Unbekannten entführt worden
war, ist tot. Vertreter der kurdisch-syrischen Yekiti-Partei
informierten am Donnerstag die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) darüber, dass der Geistliche vom
syrischen Geheimdienst ermordet worden sein soll. Der sunnitische
Scheich gilt als liberaler Verfechter der Rechte der
Kurden.
Die syrische Regierung habe angegeben, al Khznawi sei von einer
Bande entführt, aus Damaskus nach Aleppo gebracht und dort
ermordet worden, berichteten die kurdischen Informanten der
Menschenrechtsorganisation. Vor wenigen Tagen soll er in Qamishli
beigesetzt worden sein. Die Familie des Scheichs habe jedoch
ausgesagt, al Khznawi sei am 27. Mai im Tesrin-Krankenhaus
behandelt worden. Die Ärzte hätten gesagt, der
Geistliche sei fast bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert
worden. Sie hätten ihn 15 Stunden lang behandelt.
Während der gesamten Zeit habe der syrische Geheimdienst den
Scheich bewacht. Am 30. Mai sei der Geistliche verstorben.
Der Scheich war in Syrien sehr beliebt. Sein Tod habe
Hunderttausende in tiefe Trauer gestürzt. In Qamishli und
anderen Städten finden zur Stunde Demonstrationen statt. Al
Khznawi koordinierte Kontakte zwischen Vertretern der EU und den
in Syrien verbotenen kurdischen Parteien. Sein Tod ist nach
Auffassung der GfbV vor dem Hintergrund der anhaltenden
Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung, die mit zwei
Millionen Angehörigen rund zwölf Prozent der
Gesamtbevölkerung Syriens stellt, besonders
besorgniserregend.