Bozen, 7. April 2006
Weltweit wird am 8. April der Romano Dives gefeiert, der
Internationale Tag der Roma-Nation. Es wird der Jahrestag des
ersten internationalen Kongresses der Roma in London (8. April
1971) gefeiert, bei dem die Romani Union gegründet wurde,
die erste weltweite Organisation der Roma, die 1979 von der ONU
anerkannt wurde. Die Diskriminierung der die Roma fing vor etwa 5
Jahrhunderten bei ihrer Ankunft in Europa an und erreichte ihren
Höhepunkt im Porrajmos, dem Holocaust der Sinti und Roma,
bei dem wenigstens 500.000 Sinti und Roma in den
Konzentrationslagern des Dritten Reichs ums Leben kamen. Trotzdem
hat sich die Situation für Sinti und Roma in ganz Europa
nicht viel geändert und wir beobachten heute überall
beunruhigende Ausdrücke einer wachsenden Intoleranz gegen
diese ethnische Minderheit.
In Italien z.B. verstossen die "Camps", die Sinti und Roma "zur
Verfügung" gestellt werden, gegen jegliche
menschenrechtliche Mindeststandards: die "Camps" befinden sich
meist in der Nähe von Müllhalden oder in äusserst
nachteiligen und umwelt-unfreundlichen Lagen. Die Situation der
Sinti und Roma in Italien kommt einem Apartheid-Regime gleich und
wurde vom ERRC (European Roma Rights Center) auch als solches
definiert. In Österreich wurden die Roma zwar als nationale
Sprachminderheit offiziell anerkannt, Intoleranz und
Diskriminierung hören aber trotzdem nicht auf. Am 4. Februar
1995 spielte sich die wohl schlimmste und tragischste Episode von
Intoleranz ab, als vier burgenländische Bürger, Erwin
Horvath, Karl Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon, auf
Grund ihrer ethnischen Angehörigkeit ermordet wurden. Alle
vier waren sie Roma. Seitdem hat sich die Situation der
österreichischen Roma etwas verbessert, der Rassismus ihnen
gegenüber wächst jedoch immer noch.
Die gleiche Intoleranz können wir auch in der Tschechischen
Republik, in Polen, Ungern, in der Slowakei oder in Rumänien
beobachten. Besonders schlimm ist die Situation der Roma im
Kosovo, wo die Roma-Flüchtlinge sogar auch von den
europäischen Institutionen im Stich gelassen werden und so
dem Terror der albanischen Extremisten ausgesetzt sind. Im Juni
1999, kurze Zeit nach Ankunft der NATO-Truppen, wurde die
Mehrheit der Roma- und Ashkali-Minderheit von albanischen
Extremisten vertrieben, sie mussten ihre Heimat verlassen und
ihre Häuser wurden niedergebrannt. Mord, Vergewaltigungen,
Entführungen, Folter und rassistische Verfolgung haben
130.000 Roma und Aschkali von insgesamt 150.000 zur Flucht
gezwungen. Während tausende Häuser für die
albanische Mehrheit wieder aufgebaut wurden, schauten die NATO-
und KFOR-Truppen stillschweigend zu, als 14.000 Häuser von
insgesamt 19.000 und 75 Viertel und Dörfer der Roma- und
Aschkali-Minderheit zerstört wurden. Bisher hat die
Internationale Staatengemeinschaft nur 200 dieser Häuser
wieder aufgebaut.
Die Situation der Sinti und Roma in Europa ist beunruhigend und
trostlos. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
hofft, dass dieser Internationaler Tag dazu beiträgt, die
Verbrechen der Vergangenheit und der Gegenwart endlich wahr zu
nehmen und neue Denkanstösse zu einer wahren Integration im
Respekt der kulturellen Vielfalt gibt.