Bozen, Göttingen, 18. März 2004
Nach den blutigen Zusammenstößen zwischen Serben
und Albanern im Kosovo hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Donnerstag dringend an die Bundesregierung,
die EU- und Nato-Staaten appelliert, dem im Kosovo und Serbien
dominierenden nationalistischen und religiösen Fanatismus
dieses Mal schnell und entschieden entgegenzutreten. "Der Westen
hat zuerst in Bosnien-Herzegowina versagt und dem Genozid an mehr
als 200.000 Bosniern, zu 90 Prozent Muslime, der Errichtung von
Konzentrations- und Vergewaltigungslagern sowie der
Zerstörung aller ihrer 1.186 Moscheen im heute serbisch
kontrollierten Teil tatenlos zugesehen", sagte der Präsident
der GfbV International, Tilman Zülch. "Wenn heute ein
albanischer Mob hemmungslos serbisch-orthodoxe Klöster und
Kirchen im Kosovo anzündet, trägt Westeuropa wieder
Mitschuld an dieser Zerstörung herausragender Bestandteile
der serbischen Kultur." Denn nach der Intervention im Kosovo und
der Rückkehr von einer Million Albanern hätten die
"westlichen Besatzungsmächte" auch dort fünf Jahre lang
geschehen lassen, dass die nichtalbanischen Minderheiten
gnadenlos verfolgt wurden. So seien rund 200.000 Serben und fast
90 Prozent der Roma und Aschkali vertrieben und 14.000 ihrer
19.000 Häuser zerstört worden.
Zülch warnte gleichzeitig vor einem "Wiederaufflammen der
Verfolgung der südslawischen Muslime". Die größte
Moschee in Belgrad könne nicht brennen, ohne dass der
Polizeistaat Serbien das auch befürworte. Dort hätten
die extrem nationalistischen Parteien der in Den Haag angeklagten
Kriegsverbrecher Slobodan Milosevic und Vojislav Seselj mit der
nationalistischen "demokratischen" Partei von
Ministerpräsident Vojislav Kostunica den Wahlsieg
errungen.