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Kosovo

Aschkali beginnen Hungerstreik für politisches Asyl in Drittländern

Bozen, Göttingen, 16. Juni 2004

Kosovo: Ruine, vom Rauch geschwärzt. Foto: T. Zülch, 08/1999Im Kosovo haben 250 ehemalige Einwohner der Stadt Vushtri/Vucitrn einen unbefristeten Hungerstreik begonnen. So wollen die Angehörigen der Aschkali-Minderheit ihrer Forderung nach politischem Asyl in einem europäischen oder nordamerikanischen Drittland Nachdruck verleihen, berichtete der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, am Mittwoch in Göttingen. Nach den Massenausschreitungen des albanischen Mobs gegen die Minderheiten im Kosovo Mitte März sind die Aschkali aus Vushitrn in einem mit Stacheldraht umzäunten und schwer bewachten Lager in der französischen Militärbasis Novo Selo untergebracht. So sind sie zwar vor erneuten Angriffen ihrer feindlich gesinnten albanischen Nachbarn geschützt, doch gleichzeitig ist ihre Bewegungsfreiheit auf das Lagergelände beschränkt. Zwei Drittel der Hungerstreikenden sind Kinder und Jugendliche. Etwa 30 der rund 280 Aschkali aus Vushtri/Vucitrn konnten ins Ausland flüchten.

"Selbst die Kinder und Jugendlichen wollen mithungern, weil sie nach den gewalttätigen Übergriffen soviel Angst vor ihren albanischen Nachbarn haben", schilderte der Leiter des vierköpfigen GfbV- Rechercheteams im Kosovo, Paul Polansky, die Situation. Er und seine Mitarbeiterin Miradija Gidzic sind für einige Tage in Deutschland, halten jedoch Kontakt zu den Minderheitenangehörigen.

Schon vor etwa vier Wochen hatten sich die Aschkali von Vushtri/Vucitrn mit einem dringenden Schreiben an den Hohen Repräsentanten für außenpolitische Fragen der EU, Javier Solana, gewandt und ihn gebeten, ein Land für sie auszusuchen. Gleichzeitig hatten die Sprecher der Aschkali gegen die Beschlüsse des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR protestiert, denen zufolge sie in ihre Siedlungen zurückkehren müssten. "Kein einziges ihrer am 17. März in Brand gesteckten Häuser wurde bisher wieder aufgebaut", kritisierte Zülch. "Das Vertrauen zu ihren albanischen Nachbarn ist endgültig zerstört. Die Aschkali weigern sich jetzt, mit Menschen zusammenzuleben, die ihnen noch vor drei Monaten nach dem Leben trachteten." Der UNHCR habe die Aufgabe, die Aschkali zu schützen. Da sie im Kosovo Gefahr für Leib und Leben ausgesetzt seien, müsse der UNHCR nun auch ihre Übersiedlung in ein sicheres Land unterstützen, fordern die Betroffenen.

"Kein Roma und kein Aschkali glaubt mehr an ein friedliches Zusammenleben im Kosovo. Alle wollen das Land verlassen", sagte Zülch. Die Aschkali von Vushtri/Vucitrn gehören zu den nur noch etwa 20.000 im Kosovo verbliebenen Angehörigen der Roma, Aschkali und Ägypter. Rund 130.000 wurden nach 1999 von extremistischen Albanern, unterstützt von großen Teilen der albanischen Bevölkerung, vertrieben. 14.000 von 19.000 ihrer Häuser und 75 ihrer Dörfer und Stadtteile wurden zerstört.


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/040526ade.html | www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/040330de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/040319ade.html | www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/040318de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030520ait.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030124de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/01-2/010830ade.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2-00/17-8-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2-00/8-8-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2-00/14-7-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/1-00/14-6-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/1-00/31-5-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/1-00/25-2-dt.html | www.gfbv.it/3dossier/rom-dt.html | www.gfbv.it/3dossier/linkgfbv.html#rom

* www: www.unhcr.ch | www.eumap.org

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