Bozen, Göttingen, 20. September 2006
Nach dem Militärputsch in Thailand hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch die
Einschränkung der Pressefreiheit durch die neuen Machthaber
verurteilt. "Der Putsch ist zwar ein Rückschlag für die
Demokratie in Thailand, doch kann er vielleicht helfen, die
Gewalt in Südthailand zu beenden", erklärte der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. So habe sich der
Putschistenführer General Sonthi Boonyaratglin im August
2006 für die Aufnahme von Gesprächen zur Beendigung des
Bürgerkriegs im muslimisch geprägt Süden des
Landes ausgesprochen. Die nun gestürzte demokratisch
gewählte Regierung habe sich bislang geweigert,
Verhandlungen mit muslimischen Widerstandsorganisationen
aufzunehmen.
Seit drei Jahren eskaliert die Gewalt in den zu 80 Prozent von
Muslimen besiedelten drei Provinzen (Yala, Narathiwat, Pattani)
im Süden des Landes, der seit Januar 2004 mehr als 1.500
Menschen zum Opfer gefallen sind. Erst am 16.September 2006 waren
bei Bombenanschlägen muslimischer Freiheitsbewegungen auf
Geschäfte und Hotels in Südthailand vier Menschen
getötet und 70 Personen verletzt worden. Thailändische
Armee und Polizei, die seit Ausbruch der Unruhen im Jahr 2004
mindestens 30.000 Sicherheitskräfte im Süden
stationiert haben, antworten auf die Anschläge mit
Gegenterror. Es werden Massaker an der Zivilbevölkerung
verübt, und Muslime werden willkürlich verhaftet und
gefoltert. Die aufbegehrenden Muslime fordern ein Ende ihrer
Diskriminierung in dem überwiegend buddhistisch
geprägten Staat.
Putschistenführer General Sonthi war im Jahr 2005 als
erster Muslim zum Oberkommandierenden der Streitkräfte
Thailands ernannt worden. Ende August 2006 hatte er nach einer
neuen Welle von Bombenanschlägen auf 22 Banken in der
Provinz Yala gefordert, die Regierung müsse Verhandlungen
mit den Aufständischen aufnehmen, um die Gewalt zu beenden.
Der Vorschlag war von muslimischen Organisationen in
Südthailand begrüßt worden, bei der Regierung
Thaksin jedoch auf Ablehnung gestoßen. Sie wolle nicht mit
"Terroristen" verhandeln, hieß es zur
Begründung.
Ungeachtet der unnachgiebigen Haltung der thailändischen
Regierung bemühte sich die Armee jüngst um
Gespräche mit der muslimischen Bevölkerung. So nahmen
auf Einladung des Militärs rund 1.500 Vertreter der Muslime
am 16. September an einer Konferenz in der Moschee in Yala teil,
um gemeinsam nach einer Friedenslösung zu suchen. "Ein
Zeichen der Hoffnung ist, dass bei der Armee die Einsicht
wächst, dass dieser Konflikt militärisch nicht zu
lösen ist", erklärte Delius.