Bozen, Göttingen, 28. Februar 2008
Mit einem dramatischen Appell zur Rettung von
rund 8.000 Hmong-Flüchtlingen hat sich die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag an die
thailändische Regierung gewandt. "Das Leben und die
Gesundheit dieser verzweifelten Menschen liegt in Ihrer Hand,
bitte liefern Sie diese Menschen nicht in das totalitär
regierte Laos aus", heißt es in dem Schreiben des
Präsidenten der GfbV-International, Tilman Zülch. Der
thailändische Premierminister Samak Sundaravej wird am
Freitag in der laotischen Hauptstadt Vientiane unter anderem zu
Gesprächen über das Schicksal der Flüchtlinge
erwartet. Unmittelbar danach könnten erste
Deportationswellen beginnen.
Die GfbV, der Augenzeugenberichte über zahlreiche Morde,
Misshandlungen und Vergewaltigungen hilfloser Hmong durch
laotische Sicherheitskräfte vorliegen, fürchtet, dass
Abgeschobene ein ähnliches Schicksal erleiden werden.
Weil Hmong in den 60-er und 70-er Jahren von den USA angeworben
wurden, um gegen die kommunistische Pathet Lao zu kämpfen,
werden auch ihre Nachkommen bis heute gnadenlos vom Militär
gejagt. Jüngsten Berichten zufolge belohnt Laos seine
Soldaten für jeden ermordeten Hmong mit sechs Millionen Kip
(ca. 450 Euro). Noch bis zu 15.000 Hmong leben unter elenden
Umständen versteckt in abgelegenen Bergwäldern von
Laos. Viele hungern, ernähren sich von Wurzeln oder wilden
Früchten. Eine medizinische Versorgung gibt es für sie
nicht. Immer wieder versuchen Hmong, sich nach Thailand zu
retten. Doch auch dort finden sie keine Sicherheit.
Bisher hat Laos darauf bestanden, dass die Flüchtlinge
ausgeliefert werden, und Thailand hat Angebote von
Drittländern, die Hmong aufzunehmen, nicht angenommen.
"Beide Länder bezeichnen die politisch Verfolgten als
"Wirtschaftsmigranten", um so die Deportationen rechtfertigen zu
können", berichtete die GfbV. Unter Ausschluss der
Öffentlichkeit entscheidet das Militär willkürlich
darüber, ob einzelnen Hmong der Flüchtlingsstatus
gewährt wird. Die Repräsentantin der GfbV für
indigene Völker bei den UN in New York, Rebecca Sommer,
kritisiert, dass der UNHCR nicht einmal Zugang zu dem
Flüchtlingslager nahe der Grenze zu Laos hat.
Seit November 2006 wurden insgesamt 448 Hmong-Flüchtlinge
nach Laos deportiert, obwohl sich viele in Todesangst wehrten.
Die Sicherheitskräfte mussten die Menschen mit
Tränengas und Elektroschockern in die Fahrzeuge zwingen. Im
Januar konnte die Zwangsabschiebung einer Gruppe von 153 Hmong -
die meisten von ihnen Kinder - aufgrund scharfer Kritik der
internationalen Staatengemeinschaft in letzter Sekunde gestoppt
werden. Jetzt hat die GfbV International wieder den
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, den UNHCR, die Vertretung
der EU-Kommission in Bangkok, Botschafter der EU-Länder
sowie der USA, Kanadas und Australiens alarmiert.