Bozen, Göttingen, Arbil, 13. März 2008
Die Ermordung des entführten
chaldäisch-katholischen Erzbischofes von Mossul, Paulos
Faradsch Rahho, ist nach Aufassung der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) die "klare Botschaft
arabisch-islamistischer Terrorgruppen" an die Christen des Irak,
die Niniveh-Ebene bei Mossul für immer zu verlassen. Die
Region ist eines der Hauptsiedlungsgebiete der christlichen
Assyro-Chaldäer, die derzeit von kurdischen Peschmerga aus
dem benachbarten Bundesland Kurdistan geschützt wird. Wie
Bischof Petros von Zakho und der GfbV-Mitarbeiter im Irak, Pater
Emmanuel Youkhana, in einem Telefongespräch mit der GfbV in
Göttingen am Donnerstag bestätigten, wurde Bischof
Paulos in der Nähe von Mossul tot aufgefunden. Er war am 29.
Februar im Anschluss an eine Messe verschleppt worden. Drei
seiner Begleiter wurden bei dem Überfall ermordet.
"Die Täter hatten ein Lösegeld von 2,5 Millionen
Dollar verlangt und ihre Botschaft, die Christen aus der Region
zu vertreiben, mit absurden Forderungen unterstrichen",
berichtete der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. So sollte die
chaldäisch-katholische Kirche Waffen für arabisch-
islamistische Terroristen beschaffen und sie in ihren Kirchen
verstecken. Außerdem sollte die kurdische Verwaltung im
Nordirak unter Druck gesetzt werden, gefangene Terroristen
freizulassen. Schließlich sei offen gedroht worden: Wenn
die chaldäisch-katholische Kirche keine christlichen
Selbstmordattentäter zur Verfügung stelle, müssten
die Christen die Region verlassen.
Die GfbV bezeichnet die Vertreibung der Assyro-Chaldäer aus
dem Irak als "gegenwärtig größte
Christenverfolgung weltweit". Vor allem durch Morde und
Entführungen sowie gezielte Terroranschläge
islamistischer Fanatiker auf Kirchen, Klöster, christliche
Schulen und Gemeindehäuser sind nach Schätzungen der
Menschenrechtsorganisation bereits drei Viertel der bei
Kriegsbeginn 2003 noch 650.000 Christen aus dem Irak vertrieben
worden. 1987 waren es noch etwa 1,4 Millionen. Nur in
Irakisch-Kurdistan sind Assyro-Chaldäer sicher. Da jedoch
die Aufnahmekapazitäten des autonomen Bundeslandes
erschöpft sind, mussten Zehntausende Christen aus dem
mittleren und südlichen Irak nach Jordanien und Syrien
flüchten.