Bozen, Göttingen, 27. August 2008
Der syrisch-kurdische Menschenrechtler Maschal Tamo.
Der seit zehn Tagen verschwundene syrisch-kurdische
Menschenrechtler und Gewährsmann der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV); Maschal Tamo, wurde in einem
Justizgebäude in Damaskus gesehen. Eine syrische
Menschenrechtsorganisation bestätigte der GfbV am Mittwoch
telefonisch, dass der sechsfache Vater einem Untersuchungsrichter
vorgeführt wurde. Bisher wurde jedoch nicht bekannt, was die
syrischen Behörden Tamo vorwerfen. Die GfbV forderte die
syrische Regierung nochmals eindringlich dazu auf, den
Menschenrechtler und alle kurdischen politischen Gefangenen
sofort freizulassen.
Tamo war in der Nacht vom 14. auf den 15. August 2008 in der
Stadt Ain al-Arab im Norden Syriens festgenommen worden. Seinen
Angehörigen wurde jede Auskunft über seinen
Aufenthaltsort verweigert. Misshandlungen und Folter in
Polizeigewahrsam sind in Syrien an der Tagesordnung. Da seine
Festnahme von den syrischen Behörden zwischenzeitlich
dementiert worden war, war die GfbV in großer Sorge um
ihren Gewährsmann, der auch Sprecher der kurdischen
Zukunftsbewegung ist. Er hätte das gleiche Schicksal
erleiden können wie der syrisch-kurdische Geistliche Maschuk
Al Khznawi, der im Mai 2005 tot aufgefunden wurde, nachdem er
einige Wochen zuvor verschleppt worden war.
Die GfbV hatte alle EU- bzw. westeuropäischen Botschaften
in Damaskus alarmiert und darum gebeten, sich für Tamo
einzusetzen, und schriftlich an den syrischen Präsidenten
Al-Assad, seinen Verteidigungs-, Justiz- und Außenminister
appelliert, ihn freizulassen. Auch den deutschen
Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seinen
französischen Amtskollegen Bernard Kouchner hatte die GfbV
um Hilfe gebeten. Die Vertreterin der GfbV bei den Vereinten
Nationen setzte sich für eine Freilassung Tamos beim
Repräsentanten der Syrischen Arabischen Republik in New York
ein. Diese internationale Öffentlichkeit hat vermutlich dazu
beigetragen, dass es jetzt ein erstes Lebenszeichen des
kurdischen Menschenrechtlers aus Syrien gibt.