In: Home > News > Provinzwahlen im Irak am 31. Januar 2009
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Bozen, Göttingen, Arbil, 26. Januar 2009
Kurdische Witwen aus dem Barsantal - Foto: F. Memisevic.
Anlässlich der bevorstehenden Provinzwahlen im Irak am
31. Januar warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) vor einer Zunahme von Terroranschlägen vor allem
gegen Angehörige der ethnischen und religiösen
Minderheiten in den nordirakischen Provinzen Mosul und Diala.
Dort seien Kurden, Yeziden und Assyro-Chaldäer bereits in
den vergangenen sechs Jahren Ziel von Bombenattentaten,
Entführungen und Drohungen geworden. Die Gewalt könnte
eskalieren, weil bis heute nicht entschieden ist, ob Teile dieser
beiden Provinzen - wie die Regionen Sinjar, Niniveh-Ebene,
Makhmur, Khanaqin und Mandali - der Zentralregierung in Bagdad
oder der Regionalregierung des autonomen Bundessstaates
Irakisch-Kurdistan unterstellt werden. Auch der Status der
gesamten Provinz Kirkuk ist ungeklärt.
Der an Kurdistan angrenzende Norden, Westen und Osten der
nordirakischen Provinz Mosul ist mehrheitlich von
Minderheitenangehörigen und muslimischen Kurden besiedelt.
Dort leben vor allem in der Niniveh- Ebene fast 200.000 der noch
etwa 600.000 christlichen Assyro-Chaldäer- Aramäer des
Irak und die etwa 70.000 Shabak. Im Sinjar-Bergland siedeln
mindestens 440.000 der etwa 500.000 kurdischen Yeziden.
Zehntausende Angehörige dieser Volksgruppen mussten bereits
im autonomen Bundesstaat Irakisch-Kurdistan Zuflucht suchen. Auch
diese Binnenflüchtlinge müssten wählen
dürfen, fordert die Sektion der GfbV Irakisch-Kurdistan in
Arbil seit Monaten. Aus der Provinz Mosul - vor allem aus der
gleichnamigen Provinzhauptstadt - seien rund 100.000
Binnenflüchtlinge wahlberechtigt und etwa 18.000 aus
Diala.
Nach dem Wahlgesetz, das nach monatelangen heftigen Diskussionen
im irakischen Parlament am 24. September 2008 verabschiedet
wurde, wird am 31. Januar in 14 der 18 irakischen Provinzen
gewählt. Für die ethnischen und religiösen
Minderheiten gilt eine Quotenregelung. Demnach steht den
Christen, Yeziden und Shabak in der Provinz Mosul jeweils ein
Sitz im Provinzrat zu. In Bagdad hingegen ist je ein Sitz
für Christen und Mandäer reserviert, im
südirakischen Bassara sollen die Christen einen Sitz
erhalten. In der Provinz Kirkuk und in den drei kurdisch
verwalteten Gouvernements Arbil, Sulaimaniya und Dohuk finden
keine Wahlen statt.
Die bevorstehenden Provinzwahlen gelten als wichtiger Schritt zur
weiteren Stabilisierung des Irak und sollen unter Aufsicht der
Vereinten Nationen stattfinden. Angaben des irakischen
unabhängigen Hochkommissariats für Wahlen zufolge sind
14.780.000 Wahlberechtigte von insgesamt 27 Mio. Irakern
aufgerufen, an den Provinzwahlen teilzunehmen. 16.600 Kandidaten
bewerben sich um 440 Sitze in den 14 Provinzräten.
Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki und seine
islamistisch- orientierte al-Dawa Partei treten seit Monaten
für einen "starken irakischen Staat" ein. Sie stellen damit
indirekt die schwer erkämpfte irakische Verfassung, die ein
föde-rales System und eine Selbstverwaltung für alle
irakischen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften garantieren,
in Frage. Daher werden die Wahlergeb-nisse als eine
Richtungsentscheidung für einen demokratischen und
föderalen Irak betrachtet.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081107ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080929ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080915de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080415de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080128de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070815de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060606de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/iraq/iraq.html
| www.gfbv.it/3dossier/iraq/iraq-ander.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| www.nineveh.com | www.christiansofiraq.com