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Flüchtlingstragödie in Thailand

Hilfsorganisation zieht sich aus Flüchtlingslager zurück - Hmong-Flüchtlingen aus Laos droht Hungerkatastrophe

Bozen, Göttingen, New York, 19. Mai 2009

Hmong Frauen in traditioneller Tracht. Hmong Frauen in traditioneller Tracht.

In Thailand bahnt sich eine neue Flüchtlingstragödie an. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Dienstag vor einer drohenden Hungerkatastrophe für die über 5.000 Hmong aus Laos im Flüchtlingslager Phetchabun gewarnt. Denn auf Grund wiederholter Probleme mit dem thailändischen Militär und Schikanen der Behörden wird sich die international hoch angesehene Hilfsorganisation Medecins Sans Frontieres (Ärzte ohne Grenzen, MSF) aus dem Lager zurückziehen. Das Schicksal der Hmong, die von humanitärer Hilfe abhängig sind, ist ungewiss. Die Lösung, die ihnen Thailand bietet, ist zynisch: Eine kostenlose Rückfahrt nach Laos. Dort werden die so genannten Dschungel-Hmong jedoch gnadenlos vom Militär gejagt. Sie werden Opfer völkermordartiger Verbrechen. Da viele Hmong während des Vietnamkrieges als geheime Verbündete des CIA gegen die Kommunisten kämpften, werden Hmong wegen angeblicher Verbindungen zu früheren Kämpfern bis heute vom kommunistischen laotischen Regime verfolgt. Die GfbV dokumentiert die schweren Menschenrechtsverletzungen laotischer, aber auch vietnamesischer Soldaten an Angehörigen dieser indigenen Volksgruppe - darunter sogar Schwangere und Kinder - seit 2006.

Tausende von Hmong sind in den vergangenen Jahrzehnten über den Mekong nach Thailand geflohen. Doch dort sind sie nicht sicher. Thailand lässt es nicht zu, dass Mitarbeiter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR die individuellen Fluchthintergründe untersuchen, sondern betrachtet alle Flüchtlinge als Wirtschaftsmigranten. Sie sollen alle nach Laos zurückgeschoben werden, obwohl nach Angaben der GfbV-Expertin Rebecca Sommer (New York) mindestens ein Drittel der Hmong in Phetchabun Überlebende der Verfolgung im laotischen Dschungel sind. Sie hat das Lager mehrfach besucht. "Die Flüchtlinge zurück nach Laos zu schicken, wäre ihr Todesurteil", warnte Sommer. "Hmong-Flüchtlinge, die in der Vergangenheit zwangsweise abgeschoben wurden, landeten meist im Gefängnis, wurden gefoltert und missbraucht - selbst Mädchen, die noch nicht einmal Teenager waren. Oder sie sind einfach verschwunden." Die Hmong in Phetchabun sind so verzweifelt; dass sich viele eher selbst umbringen würden, als nach Laos zurückzugehen.

Wegen der dramatischen Entwicklung der Situation in Thailand ist eine Delegation der US-Hmong-Gemeinde mit der GfbV-Expertin Rebecca Sommer am vergangenen Sonntag nach New York gereist. Bei den Vereinten Nationen wird die Delegation den UN-Sondergesandten für die Menschenrechtssituation und grundlegenden Freiheiten indigener Völker, James Anaya, treffen. Der Gesandte Thailands bei den UN lehnte ein Treffen mit den Delegierten ab. Um einen Notfallplan für die Hmong- Flüchtlinge auszuarbeiten, sucht die Delegation auch die Unterstützung der EU, der USA, Kanadas sowie weiterer Länder.