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Sahara / Antiterror-Kampf: umstrittener französischer Militäroperation

Paris soll Schicksal von zwei bei Militäraktion entführten Beduinen aufklären

Bozen, Göttingen, 3. August 2010

Ein Tuareg verkauft handwerklich hergestellte Gegenstände. Ein Tuareg verkauft handwerklich hergestellte Gegenstände.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner aufgefordert, das Schicksal von zwei Nomaden rückhaltlos aufzuklären, die im Norden Malis bei einer gemeinsamen Militäraktion Frankreichs und Mauretaniens gegen die Terrorgruppe "El Kaida im Maghreb" (AQMI) Ende Juli 2010 entführt worden sein sollen. "Paris muss sich seiner Verantwortung stellen. Im Kampf gegen den Terror dürfen Menschenrechte nicht willkürlich ignoriert oder verletzt werden", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Noch ist es Zeit zu verhindern, dass in der Sahara ähnliche Übergriffe auf Zivilisten wie in Afghanistan oder dem Irak alltäglich werden." Mehrfach hatte die GfbV in den letzten Wochen vor einer Eskalation der Gewalt in der Sahara gewarnt.

Am vergangenen Freitag (30.07.2010) hatten Angehörige der zwei Entführten in der Stadt Timbuktu im Norden Malis Anzeige erstattet. Nach Angaben ihrer Rechtsanwälte wurden die Nomaden Cheikna Ould Bollah und Rabah Ould Bammoshi von mauretanischen Soldaten entführt, als die von Frankreich logistisch und personell unterstützte Armee-Einheit das Zeltlager der Viehzüchter durchsuchte. Da sich das vor allem von Frauen bewohnte Camp in der Nähe eines Lagers von AQMI befand, unterstellten die Soldaten den Nomaden Bollah und Bammoshi, Terroristen zu unterstützen. Die 16 und 38 Jahre alten Männer seien jedoch unschuldige Viehhirten, die nichts mit der Terrororganisation AQMI zu tun hätten, erklärten Familienangehörige sowie ein Stadtverordneter aus Timbuktu. Einer der Männer ist der Sohn des wohlhabenden und einflussreichen Geschäftsmannes Noho Ould Ely in Nord-Mali.

Beide nach Mauretanien verschleppten Personen gehören der ethnischen Gemeinschaft der El Wesra an, einer Gruppe von arabischen Mauren, die traditionell nordwestlich von Timbuktu lebt. Neben Tuareg und Toubou gelten die Mauren als dritte große ethnische Gruppe in der nördlichen Sahara. Das französische Außenministerium dementierte am Samstag die Entführung der Nomaden und versicherte, niemand sei nach der Militäraktion in Gewahrsam genommen worden.

Frankreich hatte gemeinsam mit Mauretanien am 22. Juli 2010 eine geheime militärische Kommandoaktion im Norden Malis initiiert, um die von AQMI verschleppte französische Geisel Michel Germaneau zu befreien und Camps der Terrororganisation zu vernichten. Bei der mit der Regierung Malis nicht abgestimmten Aktion wurden zwar sieben AQMI-Kämpfer getötet und ein Lager der Organisation zerstört, die Geisel wurde jedoch nicht aufgefunden. Kurze Zeit später wurde der Franzose von AQMI als Vergeltungsmassnahme ermordet.