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Libyen: Schwarzafrikaner müssen um ihr Leben fürchten

Rassismus hat Tradition in Gaddafis Libyen

Bozen, Göttingen, 8. März 2011

Libyen abgeschobene Flüchtlinge in den Hafen von Tripolis. Foto: CIR. Libyen abgeschobene Flüchtlinge in den Hafen von Tripolis. Foto: CIR.

Libyens dunkelhäutige Bewohner aus afrikanischen Staaten südlich der Sahara sind schon heute die Verlierer der libyschen Revolution. "Seit Gerüchten über den Einsatz afrikanischer Söldner für Gaddafi müssen afrikanische Migranten in Libyen noch mehr um ihr Leben bangen", berichtete der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Dienstag in Göttingen. In verschiedenen Regionen des Landes wurden in den vergangenen Tagen Übergriffe auf Afrikaner registriert. "Massiver Rassismus ist nicht neu in Libyen. Gaddafi beschwört zwar öffentlich die afrikanische Einheit, doch betreibt er seit langem die Politik eines arabischen Nationalisten, für den Schwarzafrikaner Menschen zweiter Klasse sind."

So starben bei Pogromen im Jahr 2000 mindestens 135 seit Jahren in Libyen lebende afrikanische Arbeitskräfte. "Sie haben regelrecht Jagd auf uns Afrikaner gemacht", berichtete damals der Gambier Kemo Jetta. "Schlägertrupps zogen durch die Straßen und griffen jeden an, der eine dunkle Hautfarbe hatte." Besonders verbitterte die Afrikaner, dass die allgegenwärtige Polizei nicht gegen die Schlägertrupps vorging. Hals über Kopf flohen damals zehntausende Afrikaner zurück in ihre Heimatstaaten südlich der Sahara. Der Internationale Bund der Freien Gewerkschaften forderte daraufhin eine Verurteilung der "rassistischen Angriffe auf Gastarbeiter". Auch das UN-Komitee zur Abschaffung der Rassischen Diskriminierung zeigte sich mehrfach sehr besorgt.

Auch in den darauf folgenden Jahren kam es immer wieder zu willkürlichen Verhaftungen und Massenabschiebungen von afrikanischen Wanderarbeitern. Zuletzt protestierte die GfbV im Frühjahr 2010 mit Eingaben bei den Vereinten Nationen gegen den eskalierenden Rassismus des Gaddafi-Regimes, nachdem mehr als 500 Arbeiter aus Mali und Niger abgeschoben wurden.

"Bei der Diskussion um Libyens Rolle als Transitland für afrikanische Flüchtlinge wird meist vergessen, dass ein Großteil der 2,5 Millionen ausländischen Arbeitskräfte in dem nordafrikanischen Staat dunkelhäutige Afrikaner sind", sagte Delius. "Sie kamen zumeist schon vor Jahrzehnten ins Land und leben dort oft legal mit Arbeitserlaubnis. Trotz ihrer enormen Bedeutung für die libysche Volkswirtschaft wurden sie immer diskriminiert. Je nach Wirtschaftslage und Gemütszustand Gaddafis drohte ihnen über Nacht Verhaftung, Ausplünderung, Folter, unmenschliche Behandlung und demütigende Abschiebung in ihre Herkunftsländer."

Rassistisch ist auch Gaddafis Politik gegenüber den im Süden des Landes lebenden dunkelhäutigen Toubou. Im Dezember 2007 entzog er ihnen die Bürgerrechte und lässt sie seither systematisch aus dem Land treiben.