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Bozen, Göttingen, 20. Januar 2012
Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach
dem Ausbruch einer neuen Tuareg-Revolte im Norden Malis vor einer
Eskalation der Gewalt in der Sahara und vor Reisen in den
Nordosten des nordwestafrikanischen Landes gewarnt. "Dem Norden
Malis droht eine lange militärische Auseinandersetzung, da
die Tuareg-Rebellen nichts zu verlieren haben und
militärisch gut ausgerüstet sind", erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
"Für den Tourismus in der Region um Timbuktu bedeutet dies
den endgültigen Zusammenbruch." Er war nach
Entführungen von Europäern durch die radikal-islamische
Terrorbewegung El Kaida im Maghreb (AQMI) bereits massiv
beeinträchtigt worden.
Mit wachsender Sorge verfolgten die Tuareg den zunehmenden
Einfluss von AQMI, die in den letzten Monaten 12 Ausländer
entführten. Die Geiseln werden voraussichtlich im Norden
Malis in Gewahrsam gehalten. Die Tuareg wollen mit ihrer Revolte
sowohl AQMI aus der Region vertreiben, als auch ihren Anspruch
auf Selbstbestimmung gegenüber der Regierung Malis
unterstreichen.
Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche haben Tuareg-Kämpfer
der "Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad
(MNLA)" drei Städte entlang der Grenze zu Algerien
(Tessalit, Aguelhok) und Niger (Menaka) angegriffen. Nach von
unabhängiger Seite bislang unbestätigten Berichten
sollen dabei nach Angaben der Armee Malis 47 Menschen zu Tode
gekommen sein, die Tuareg bezweifelten diese Angaben. Wenige Tage
zuvor hatte die reguläre Armee ihre Präsenz in der
Region noch deutlich verstärkt, um den Kampf gegen AQMI zu
intensivieren und um eine neue Tuareg-Revolte zu verhindern.
"Diese Strategie ist offensichtlich gescheitert und Malis
Regierung sieht sich nun mit einem Zwei-Fronten-Krieg
konfrontiert."
Die MNLA ist Ende des Jahres 2011 aus verschiedenen Tuareg-
Bewegungen hervorgegangen. Es ist nach den Jahren 1990 und 2007
bereits das dritte Mal, das Tuareg im Norden Malis zu den Waffen
greifen, um für mehr Selbstbestimmung zu kämpfen. Die
Rebellen werfen der Regierung Malis vor, das Friedensabkommen von
Algier aus dem Jahr 2009 nicht umfassend umzusetzen und zu wenig
für den lange vernachlässigten Norden des Landes zu
tun. Alle Vermittlungsversuche in den letzen Monaten scheiterten,
nicht zuletzt auch aufgrund des massiven Zustroms von Tuareg aus
Libyen. Nach dem Zusammenbruch des Gaddafi-Regimes mussten viele
Tuareg Libyen verlassen, weil sie dort zu Unrecht pauschal als
Unterstützer des Diktators galten. "Diese jungen Tuareg sind
perspektivlos und kommen in eine Region zurück, in der
radikale Islamisten der AQMI das Sagen haben", sagte Delius. "Es
war nur eine Frage der Zeit, wann dieses Pulverfass explodieren
würde."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110524de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100803de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100726de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090123de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html#r13
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Tuareg
| http://de.wikipedia.org/wiki/Niger
| http://de.wikipedia.org/wiki/Mali
| www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=107
| www.temoust.org