In: Home > News > Sahara: Antiterror-Krieg wird verschärft. Tuareg fürchten Militarisierung
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Bozen, Göttingen, 24. Mai 2011
Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs.
Tuareg in der Sahara sind besorgt über die
Verschärfung des Antiterror- Krieges in den
Wüstengebieten Nordwestafrikas. "Die Tuareg fürchten,
dass der Einsatz von noch mehr Waffen und Soldaten die
Unsicherheit in der Region nur weiter schüren wird, statt
Sicherheit zu schaffen", berichtete die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. Ende
vergangener Woche hatten die Außenminister Algeriens,
Nigers, Malis und Mauretaniens in Bamako (Mali) beschlossen, bis
zu 75.000 Soldaten für den Antiterror-Krieg gegen "El Kaida
im Maghreb" (AQMI) bereit zu stellen.
"Diese Antiterror-Strategie ist unglaubwürdig und
abenteuerlich und birgt für die traditionell in der Sahara
lebenden Tuareg besondere Gefahren", sagte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Die bislang im Kampf gegen
AQMI eingesetzten mehr als 10.000 Soldaten waren weitgehend
ineffektiv, weil führende Offiziere aller vier
Sahara-Staaten in den Handel mit Waffen, Drogen und afrikanischen
Migranten verstrickt sind. Sie haben kein Interesse an einer
wirksamen Bekämpfung von AQMI." Außerdem waren sie den
Terroristen wegen fehlender Ortskenntnis hoffnungslos unterlegen,
da AQMI von lokalen arabischen Bevölkerungsgruppen
unterstützt wird.
"Wenn jetzt sogar 75.000 ortsunkundige Soldaten in die Sahara
geschickt werden sollen, um nur rund 300 AQMI-Kämpfer zu
jagen, dann muss mit noch mehr Übergriffen auf die
Tuareg-Zivilbevölkerung gerechnet werden", warnte Delius.
Algerien und Mauretanien haben außerdem angekündigt,
zur Sicherung ihrer Staatsgrenzen zum benachbarten Mali jeweils
zusätzlich 5.000 Soldaten einzusetzen. Einige Regionen
Nord-Malis gelten als Rückzugsraum von AQMI. Doch die
Grenzsicherungsmaßnahmen werden die Bewegungsfreiheit von
Tuareg massiv einschränken, da Grenzübertritte
erschwert werden. Die von den Kolonialmächten auf dem
Reißbrett gezogenen Staatsgrenzen durchschneiden den
traditionellen Lebensraum der Tuareg.
Abgeschreckt von der Militärpräsenz werden auch
ausländische Urlauber, so dass der für die Region so
bedeutende Tourismus vollends zusammenbrechen wird,
befürchtet die GfbV. Viele Tuareg haben sich bislang als
Fremdenführer verdingt oder ihr Kunsthandwerk an Touristen
verkauft. Aufgrund von Entführungen und Sicherheitswarnungen
ausländischer Botschaften ist der Tourismus im Norden Malis
seit 2009 bereits um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Im Januar
2010 waren zwei entführte französische Urlauber bei
einer gescheiterten Befreiungsaktion in Mali getötet worden.
Weitere vier Franzosen wurden von AQMI im September 2010 in Niger
entführt und werden seither als Geiseln festgehalten.
AQMI wirksam bekämpfen könnten nach Auffassung der GfbV
nur Tuareg. Sie kennen die Höhlen in dem bergigen
Gelände genau. "Doch davon wollen die Sahara-Anrainerstaaten
nichts wissen. Sie fürchten, bewaffnete Tuareg-Kämpfer
könnten sich später auch gegen ihre Regierungen
auflehnen, um mehr Hilfe und mehr Rechte für ihre
vernachlässigten Regionen einzufordern."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100803de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100726de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080819de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070627de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html#r13
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Tuareg
| http://de.wikipedia.org/wiki/Niger
| http://de.wikipedia.org/wiki/Mali
| www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=107
| www.temoust.org