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Europäische Geiseln in der Sahara seit drei Monaten in der Hand von El Kaida (16. Dezember)

Wikileaks deckt Militarisierung der Sahara auf - Tuareg leiden unter Antiterror-Kampf

Bozen, Göttingen, 15. Dezember 2010

Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs. Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs.

Drei Monate nach der Entführung von sieben Mitarbeitern französischer Atom-Unternehmen in der Sahara durch El Kaida im Maghreb leiden die Tuareg unter der wachsenden Militarisierung der Wüstenregion. "Seit der Entführung am 16. September in Arlit im Norden Nigers wurde der Kampf gegen die Terrorbewegung in der ganzen Region massiv verstärkt", berichtete Ulrich Delius, Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Dies hat vor allem katastrophale Folgen für den Tourismus, der aus Angst vor Verschleppungen fast vollkommen zum Erliegen gekommen ist. Die Tuareg sind davon direkt betroffen, da sie als Fremdenführer und Kunsthandwerker entscheidend vom Tourismus leben."

Jüngst von Wikileaks enthüllte Dokumente machen nach Angaben des Menschenrechtlers deutlich, dass die Sicherheitskooperation zwischen den USA und Algerien weit umfassender ist als bislang bekannt war. Obwohl die algerische Regierung öffentlich jede ausländische Militärintervention in der Sahara ablehnt, wurden der US-Luftwaffe Überflugrechte für Aufklärungsmaschinen eingeräumt. Wikileaks-Dokumente belegen, dass so sollen Verstecke von "El Kaida im Maghreb" (AQMI) aufgespürt werden sollen.

Die sieben Geiseln, unter ihnen fünf Franzosen sowie je ein Bürger Madagaskars und Togos, werden vermutlich in dem bergigen Timétrine- Gelände im Nordosten Malis festgehalten. Für ihre Freilassung verlangen die Entführer direkte Verhandlungen Frankreichs mit Osama Bin Laden und einen Abzug der französischen Soldaten aus Afghanistan.

"Das Geiseldrama hat für die Tuareg schlimme Folgen, nicht nur weil ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage durch das Ausbleiben der Touristen zerstört wird. Auch die Bewegungsfreiheit der Halbnomaden und Händler wird massiv eingeschränkt", sagte Delius. Denn mit Unterstützung US- amerikanischer und französischer Soldaten haben die Armeen Mauretaniens und Malis ihre Patrouillen, Straßensperren und Kommando- Aktionen massiv ausgeweitet.

"Leider deutet nichts auf ein schnelles Ende des Geiseldramas hin", erklärte Delius. "Doch auch danach wird in der Sahara nichts mehr so sein wie vorher, weil sie zu einer zentralen Region des internationalen Antiterror- Kampfes geworden ist. Mit den Tuareg stehen die Verlierer dieser Entwicklung schon heute fest."

Militärisch wird man AQMI nicht besiegen können, da viele Nachbarländer ein Interesse am Fortbestehen der Unsicherheit in der Sahara haben, befürchtet die GfbV. Algerien stellt sich schon jetzt als regionale Ordnungsmacht dar. In Mali und Niger profitieren führende Militärs vom einträglichen Schmuggel mit Drogen und Menschen. Beide Länder fürchten eine neue Rebellion verarmter Tuareg, die in Zeiten des Antiterror-Kampfes aussichtslos wäre.