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Chinas Regierung verschärft Verfolgung in Tibet

Drakonische Haftstrafen für protestierende Tibeter

Bozen, Göttingen, 2. Mai 2012

Das Baiju-Kloster in Gyantse in der Autonomen Region Tibet. Foto: Gerhard Palnstorfer. Das Baiju-Kloster in Gyantse in der Autonomen Region Tibet. Foto: Gerhard Palnstorfer.

23 Tibeter sind wegen ihrer Teilnahme an einer friedlichen Demonstration gegen Chinas Herrschaft in Tibet zu drakonischen Strafen verurteilt worden. Zwischen zehn und 13 Jahren Haft sollen die meisten Demonstranten verbüßen, einer von ihnen soll lebenslang ins Gefängnis, kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Die Strafen sind vollkommen überzogen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen, "die Tibeter haben nur von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht. Außerdem sind die erst jetzt bekannt gewordenen Urteile, die Ende vergangener Woche gefällt wurden, nicht einmal Ergebnis fairer Gerichtsverfahren."

Bei der zunächst friedlich verlaufenen Demonstration am 23. Januar 2012 im Bezirk Drango im tibetischen Siedlungsgebiet Kardze in der Provinz Sichuan hatten Sicherheitskräfte das Feuer auf die Demonstranten eröffnet und zwei Tibeter erschossen sowie 34 Menschen verwundet. Anhand von Überwachungskameras ermittelten die Behörden die Identität der Demonstrationsteilnehmer nahmen in den folgenden Wochen mehr als 100 Tibeter fest.

Am 26. April wurden dann 16 Festgenommene von einem Gericht in Sichuan zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Einige Verurteilte sind buddhistische Mönche. Der etwa 30 Jahre alte Sonam Lhundup muss lebenslange Haft verbüßen, der 20-jährige Kuntho muss 13 Jahre im Gefängnis bleiben, Jewo wird für zwölf Jahre eingesperrt und der 30-jährige Kundrup muss elf Jahre hinter Gitter. Wangchen Tsering wurde zu neun Jahren Haft verurteilt.

In einem zweiten Gerichtsverfahren ergingen Urteile gegen sieben Tibeter. Sonam Dhargyal wurde mit zehn Jahren und Pema Woesel mit fünf Jahren Haft bestraft. Die anderen fünf Angeklagten erhielten Haftstrafen zwischen zehn und dreizehn Jahren.

Von mindestens vier seit Ende Januar 2012 verhafteten Tibetern fehlt seit ihrer Festnahme jede Spur. So ist über den Verbleib des 41 Jahre alten Lehrers Geshe Tsewang Namgyal und des etwa 40 Jahre alten tibetischen Lama Tulku Losang Tenzin Rinpoche nichts bekannt.

Fast täglich kommt es in der Region Kardze zu neuen Verhaftungen von Tibetern und Übergriffen auf Klöster. Die früher von 140 Schülern besuchte Schule des Klosters Drango wurde zeitweilig geschlossen und darf seit Mitte vergangener Woche nur noch von 40 Schülern genutzt werden.